Befürworten Sie einen Ausbau und die Verstetigung der Integrationspolitik Deutschlands? Und welche Aspekte sind Ihnen dabei (speziell im Bereich der Förderung von Kindern und Jugendlichen) wichtig?
CDU/CSU
CDU und CSU haben mit dem Integrationsgesetz von 2016 das Prinzip des Forderns und Förderns verbindlich gemacht. Wir haben die Sprach- und Integrationskurse ausgeweitet und Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt verbessert.
SPD
Grundlage für alle ist das Grundgesetz. Gleiche Chancen auf Teilhabe für alle ist unser Leitbild. Für traumatisierte Flüchtlinge und ihre Kinder brauchen wir spezielle Hilfseinrichtungen. Wir werden die temporäre Aussetzung des Familiennachzugs nicht verlängern. Schule und Bildung sind der Schlüssel zu einer Zukunft mit guten Chancen auf Integration.
Die Linke
Besonders wichtig sind uns dabei soziale Teilhabe und politische Partizipation der Menschen, die eingewandert sind. Wir wollen Flüchtlingskinder möglichst frühzeitig in den Regelunterricht integrieren, Hürden für die Aufnahme einer Ausbildung absenken, aufenthaltsrechtliche Hindernisse wollen wir beseitigen.
Bündnis 90/Die Grünen
Deutschland verändert sich und braucht dazu eine nachhaltige Integrationspolitik – gerade auch für Minderjährige: Es braucht einen schnellen Schul- und Kitazugang, ein verlässliches Bleiberecht für die Ausbildung. Unbegleitete Minderjährige sollen weiter durch die Jugendhilfe unterstützt werden.
FDP
Der einfachste Weg zur Integration führt über die tägliche Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.Dafür wollen wir Sprachkurse und Wertevermittlung schon in der Erstaufnahmeeinrichtung,
leichteren Zugang zum Arbeitsmarkt und die einfachere Prüfung und Anerkennung von ausländischen Abschlüssen.
KLJB
Wir sprechen uns klar dafür aus, vor allem unter Kindern und Jugendlichen Mög¬lichkeiten der Begegnung und des Kennenlernens zu fördern, denn frühe positive Erfahrungen prägen ein Leben lang. Als KLJB machen wir die Erfahrung, dass die Möglichkeit, das eigene Umfeld aktiv zu gestalten, äußerst integrativ wirkt und einen Gewinn für die gesamte Gesellschaft darstellt. (s. KLJB-Beschluss 2015: "Willkommen in Deutschland – Unsere Verantwortung für Asylsuchende")
Wie sieht für Sie eine nachhaltige Integration von Geflüchteten in der Bundesrepublik aus?
CDU/CSU
Das Erlernen der deutschen Sprache und die Wertevermittlung sind entscheidend für eine gelingende Integration. Wir wollen, dass für anerkannte Flüchtlinge die Integration in Arbeit erfolgreich verläuft, eine Ausbildung oder Beschäftigung aufgenommen und der eigene Lebensunterhalt gesichert wird.
SPD
Integrationsarbeit mit Schutzsuchenden soll bereits in der Erstaufnahme mit Sprachkursen, der Vermittlung unserer Werte und Extremismusprävention beginnen. Anerkannte AsylbewerberInnen wollen wir noch schneller integrieren. Wir werden die verpflichtenden und berufsqualifizierenden Sprachkursangebote ausbauen, genauso wie Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitsangebote.
Die Linke
Eine Integrationspolitik wäre dann nachhaltig, wenn sie sich nicht der Illusion hingibt, dass Integration irgendwann abgeschlossen ist. Es ist ein fortlaufender Prozess, mit immer neuen Herausforderungen. Wichtig ist also, die
Infrastruktur in den Kommunen, in Schulen, sozialen Einrichtungen, Behörden usw. so zu stärken, dass sie auf diese Herausforderungen angemessen reagieren zu können.
Bündnis 90/Die Grünen
Wer Teil dieser Gesellschaft werden will und werden soll, braucht Rechte und Zugänge, braucht Sprache und Motivation. Wir fördern daher Teilhabe, unterstützen Geflüchtete und die hier Lebenden. Wer hier ankommt, braucht Sprachförderung von Tag eins an und eine berufliche und soziale Perspektive.
FDP
Indem wir jeden ermutigen, Verantwortung innerhalb seines Umfelds zu übernehmen, das deutsche Rechtssystem und dessen Werte zu respektieren und eine aktive Rolle als neues Mitglied unserer Gesellschaft zu übernehmen. Dann ist Integration keine unmögliche Herausforderung, sondern eine große Chance.
KLJB
Es liegt in unserer Verantwortung für eine nachhaltige Integration Geflüchteter zu sorgen. Sie haben ein Recht auf Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, auf eine faire Chance am Arbeitsmarkt, auf ehrenamtliches Engagement und auf politische Mitbestimmung. Faire Asylverfahren, staatliche Deutsch- und Orientierungskurse, Zugang zum ÖPNV, ein gleichberechtigter Zugang zu allen (außer-)schulischen Bildungsaktivitäten und die Anerkennung von im Ausland erworbenen Abschlüssen und Zertifikaten sind nur einige Beispiele, wie Integration in Deutschland nachhaltiger und fair gestaltet werden kann.
(s. KLJB-Beschluss 2015: "Willkommen in Deutschland – Unsere Verantwortung für Asylsuchende")
Welche Rolle schreiben Sie der Zivilgesellschaft beim Thema Integration zu?
CDU/CSU
Die Zivilgesellschaft ist elementar für die Integration und den Zusammenhalt. Ob in Vereinen, Verbänden, MigrantInnenorganisationen, Stiftungen, der Flüchtlingshilfe, den Kirchen und Rettungsdiensten bis hin zum Katastrophenschutz – überall wird ein wichtiger Beitrag für unser Gemeinwohl geleistet.
SPD
Wir sind stolz auf das, was unsere Zivilgesellschaft in den zurückliegenden Jahren geleistet hat. Ohne eine offene, hilfsbereite und unglaublich tatkräftige Zivilgesellschaft wären die Herausforderungen der letzten Jahre nicht zu schaffen gewesen. Deshalb wollen wir die Arbeit der ehrenamtlichen HelferInnen noch stärker unterstützen.
Die Linke
Mit Willkommensaktionen an Bahnhöfen, mit Engagement für die menschenwürdige Aufnahme, Unterbringung und Versorgung
der Geflüchteten hat die Zivilgesellschaft viel geleistet. Heute geht das mit der Unterstützung beim Spracherwerb, der Hausaufgabenhilfe, gemeinsamer Freizeitgestaltung weiter. Die engagierten Gruppen nicht instrumentalisiert werden, um Defizite bei den Behörden auszugleichen.
Bündnis 90/Die Grünen
Die Zivilgesellschaft ist ein zentraler Träger der Integrationsarbeit, oft in guten Zusammenspiel mit den Verwaltungen. Integration gelingt dann am besten, wenn Geflüchtete und MigrantInnen selbst Teil der Zivilgesellschaft werden und in Verbänden und Vereinen mitwirken.
FDP
Voraussetzung für Integration ist der Wille, die deutsche Sprache zu erlernen und die vorbehaltlose Akzeptanz der freiheitlich-demokratischen Grundordnung mit ihren republikanischen
Werten. Das zu leben geht nur durch täglichen Kontakt zu seinen Mitmenschen. Integration ist ohne eine engagierte Zivilgesellschaft daher nicht möglich.
KLJB
Die KLJB hat in mehrjähriger Projektarbeit Erfahrungen damit gesammelt, wie der interreligiöse und interkulturelle Dialog zu einem differenzierteren Blick auf "das Fremde"führt. Wir sprechen uns des¬wegen nicht nur in der aktuellen Situation, sondern schon seit vielen Jahren klar für eine Ausweitung des Dialogs aus, der Türen öffnen und das friedliche Miteinander in unserer Gesellschaft fördern kann. Derzeit führt die KLJB das Projekt "Tacheles! Klare Kante gegen Extremismus" durch. (s. KLJB-Beschluss 2016: "Aufstehen, aufeinander zugehen! Wie uns der Austausch zwischen Religionen und Kulturen bereichern kann")
Durch vielfältigen Zuzug wird unsere Gesellschaft bunter. Welche Chancen und Risiken sehen Sie darin?
CDU/CSU
Menschen mit Migrationshintergrund tragen seit langem mit ihrer Arbeit und ihren Ideen zum Erfolg unseres Landes bei. Je vielfältiger eine Gesellschaft ist, desto mehr bedarf sie eines einigenden Bandes – unsere Leitkultur in Deutschland –, das diejenigen miteinander verbindet, die in ein- und demselben Land leben.
SPD
Die kulturelle Vielfalt tut unserem Land gut und sie bereichert unser aller Leben. Wer in Deutschland lebt, muss seine Herkunft nicht verleugnen. Aber er oder sie müssen bereit sein, eine offene Gesellschaft nach dem Leitbild des Grundgesetzes mitzugestalten. Das kann nur gelingen, wenn alle Menschen, die in Deutschland leben, diese Grundwerte unserer Verfassung kennen und nutzen.
Die Linke
Die Vielzahl an kulturellen Einflüssen ist an sich schon eine Bereicherung. Wer in einer Gesellschaft groß wird, die eine solche Vielfalt bietet, findet sich in der globalisierten Welt besser zurecht. Risiken bestehen sicher dort, wo bestimmte Vorstellungen und Grundwerte miteinander kollidieren. Dabei ist die Gefahr groß, dass daraus entstehende Konflikte instrumentalisiert werden
Bündnis 90/Die Grünen
Unser Land wird reicher an Erfahrungen, Ideen und Wissen. Es ist nicht wichtig, wo man herkommt, sondern wohin man will. Wer hier glücklich werden will, muss unser Grundgesetz und seine Grundwerte anerkennen. Herausforderung ist es, davon alle zu überzeugen, neu Hinzukommende und Alteingesessene.
FDP
Die offene Gesellschaft ist nicht statisch, sondern dynamisch und divers. Sie wandelt sich – durch Einwanderung genauso wie unabhängig davon. Wir Freien Demokraten sehen in Veränderungen grundsätzlich zuerst die Chancen.
KLJB
Die KLJB betrachtet die Unterschiedlichkeit von Menschen nicht als Abgrenzung untereinander, sondern versteht sie als individuelle Stärke, die die Gruppe bzw. Gesellschaft bereichert. Wi verstehen unser Engagement als Beitrag zu einem verbesserten Miteinander in unserer Gesellschaft. Wir sind der Überzeugung, dass unsere Gesellschaft nur zukunftsfähig ist, wenn Vielfalt als Bereicherung verstanden wird. (s. KLJB-Beschluss 2015 "Vielfalt leben! Umsetzung einer diversitätsbezogenen Jugendarbeit")
Religiöse Menschen organisieren sich oft in Verbänden, Vereinen, Gemeinden etc., um Gesellschaft mitzugestalten. Welche Chancen und Risiken sehen Sie mit Blick auf muslimische Organisationen in Deutschland?
CDU/CSU
In der Deutschen Islamkonferenz haben wir bereits vor Jahren den Dialog mit den hier lebenden Muslimen und ihren Organisationen begonnen. Wir erwarten
greifbare Erfolge und werden alle Dialogpartner dazu verpflichten.
SPD
Muslime und der Islam sind Teil unseres Landes. Wir unterstützen die organisatorische Entwicklung von muslimischen Gemeinden und Organisationen, wenn sie sich in Deutschland nach deutschem Recht gründen und wenn sie die freiheitliche demokratische Grundordnung achten. Erfüllen sie die Voraussetzungen, dann stehen ihnen auch die Möglichkeiten unseres bewährten Religionsverfassungsrechts offen
Die Linke
Die Chancen und Risiken lassen sich nur anhand der konkreten Ziele und Inhalte bestimmen, deshalb lässt sich die Frage so
pauschal nicht beantworten. Erfreulich ist in jedem Fall, wenn Menschen sich zusammenschließen, um Gesellschaft mitzugestalten. Gefährlich wird es, wo zugleich anderen diese Möglichkeit abgesprochen werden soll. Deshalb lohnt sich ein Blick darauf, mit wem man es zu tun hat.
Bündnis 90/Die Grünen
Für uns gehört auch der Islam zu Deutschland. Wir wollen islamische Gemeinschaften, die ihren Glauben als Teil der offenen Gesellschaft leben und sich aktiv einbringen in den Kampf gegen religiösen Extremismus und Fanatismus. Es ist jedoch inakzeptabel, wenn Verbände aus dem Ausland gesteuert werden.
FDP
Zentral ist für uns bei jeder Religionsausübung die Orientierung am Grundgesetz. Wo das Grundgesetz als objektive Werteordnung unserer Gesellschaft missachtet und Gesetze verletzt werden, enden Toleranz und Respekt. Hier gibt es keinen Rabatt. Die Werte unseres Grundgesetzes sind nicht verhandelbar.
KLJB
Besonders für Menschen mit Migrationsgeschichte und neuankommende Geflüchtete gilt: Oftmals ist die Religion und deren Ausübung Teil der Kultur und Identität einer bestimmten Gruppe oder Organisation. Damit diese Menschen tatsächlich in einer neuen Gesellschaft „ankommen“, ihre Interessen vertreten und eine offene Gesellschaft mitgestalten können, sind die Unterstützung und Verbesserung von Möglichkeiten zur Selbstorganisation sowie deren finanzielle Förderung wesentliche Voraussetzungen. (s. KLJB-Beschluss 2016: "Aufstehen, aufeinander zugehen! Wie uns der Austausch zwischen Religionen und Kulturen bereichern kann")
KONTAKT
Eva-Maria Kuntz
Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Referentin für Jugendpolitik
Tel. 0 22 24.94 65-14
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