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Sonntag, 01. März 2015

Fastenimpuls: Der betende Gaukler

Impuls zum 2. Fastensonntag

"papas prinzessin" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc)

Es war einmal ein Gaukler. Tanzend und springend zog er von Ort zu Ort, bis er seines unsteten Lebens müde war. „Meine alten Tage“, sagte er sich, „will ich im Kloster verbringen. Immer schon habe ich die schönen Gesänge geliebt und die Mönche mit ihren langen Gebeten bewundert.“

 

Aber nachdem er einige Wochen dort war, wurde er unglücklicher und unglücklicher. Das Leben der Mönche war ihm fremd. Er wusste weder ein Gebet zu sprechen noch einen Psalm zu singen. So ging er stumm umher und wenn er sah, wie jedermann des Gebetes kundig schien, stand er beschämt dabei: Ach, er allein, er konnte nichts. „Ich weiß nicht zu beten und habe keine Worte“, sagte er sich, „und bin der Kutte nicht wert, in die man mich kleidete.“

 

Eines Tages hielt er es nicht mehr aus. Als die Glocke zum Chorgebet rief, ging er in eine abgelegene Kapelle, streifte sein Mönchsgewand ab und begann mit Leib und Seele zu tanzen, er ging auf Händen und überschlug sich in der Luft, er tanzte und tanzte, bis er nicht mehr konnte.

 

Plötzlich sah er den Abt in der Tür stehen. „Verzeiht“, rief er erschrocken, „ich weiß, ich bin nicht wert, bei euch zu sein, ich werde gleich mein Bündel schnüren und gehen.“ Da verneigte sich der Abt vor ihm und sagte: „Durch deinen Tanz hast du Gott viel mehr gelobt, als es unsere wohltönenden Worte je könnten. Bitte bleib bei uns!“

 

Quelle: Andere Zeiten e. V.: Typisch! Kleine Geschichten für andere Zeiten. Hamburg 2005, S. 32 – 33.





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