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Sonntag, 30. März 2014

Impuls zum vierten Fastensonntag

Christinnen und Christen begehen gerade die vorösterliche Fastenzeit. Doch Fasten ist in den meisten Religionen fester Bestandteil der Glaubenspraxis. Auch bei unseren alevitischen FreundInnen gibt es diese Tradition. Neben dem großen Fasten im Monat Muharrem findet im Februar das Hızır-Fasten statt.

"Katharina Nahser" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)

Dieses geht auf den Heiligen Hızır, den Schutzpatron der anatolischen Aleviten, zurück. Man sagt, dass er und sein Bruder Ilyas vom Wasser des Ewigen Lebens (Ab-I Hayat) getrunken und somit Unsterblichkeit erlangt haben. Der Sage nach hilft Hızır notbedürftigen Menschen zu Lande und sein Bruder Ilyas auf der See. Überlieferungen zufolge helfen beide Menschen, die in Not geraten sind und „vom ganzen Herzen“ um Hilfe rufen. Sie bringen den Menschen Glück und Wohlstand. Der Heilige Hızır ist keine Person an sich, er kann in jeder Gestalt und Form auftauchen. Hızır als Begriff nimmt einen großen Platz im Alltag ein. Viele Alevitinnen und Aleviten legen ihre Gelöbnisse im Namen von Hızır ab und bitten um Etwas im Namen von Hızır. „Hızır sei Dank“, „Hızır möge kommen“, „Es möge das Mahl von Hızır sein“ sind einige bekannte Sprüche.



Hızır zu Ehren wird am Dienstag in der zweiten Februarwoche drei Tage lang von Mitternacht bis zur Abenddämmerung gefastet. Bis zum Fastenbrechen wird auf jegliche Speisen und Getränke verzichtet. Während der Fastenzeit trifft man sich mit der Familie und Nachbarschaft und erzählt sich Sagen und Legenden über Hızır. Viele alevitische Gemeinden organisieren ein Fastenbrechen in der Gemeinde selbst. Nach dem dreitätigen Fasten wird ein Hızır-Cem (Gebetszeremonie) abgehalten.
In der Hızırwoche wird aus Wasser und Weizen eine Süßspeise namens „Kavut“ zubereitet und diese dann über Nacht stehen gelassen. Einer Legende zufolge sollen alle Wünsche in Erfüllung gehen, wenn Hızır darauf sein Zeichen hinterlässt. Wenn sich am nächsten Tag auf der Süßspeise ein auffälliger Abdruck befindet, geht man davon aus, dass Hızır dieses Haus besucht hat. Dann ist es Brauch, diese Süßspeise mit der Nachbarschaft zu teilen, damit der Wunsch jeder/s einzelnen erfüllt werden kann. Bei den Wünschen handelt es sich meistens um immaterielle Gaben wie Gesundheit, Glückseligkeit, Frieden oder ähnliches. Theoretisch sind aber alle Wünsche erlaubt.

 

Wir danken Onur Yildirim und Evrim Celik vom BDAJ Bayern für ihre Erklärung zur alevitischen Tradition.





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