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Sonntag, 08. Dezember 2013

"Warten können"

Unser Impuls zum 2. Advent

"Frederike Knapp" / www.jugendfotos.de, CC-Lizenz(by-nc-nd)

Advent ist für uns ChristInnen die Zeit der Ankunft, der Erwartung, Vorbereitung auf Weihnachten. Gott ist Mensch geworden und hat uns dadurch eine neue befreiende Sicht auf die Welt eröffnet. Nicht die Mächtigen, sondern die Ohn-Mächtigen werden ins Recht gesetzt, dadurch dass Gott arm, bloß und verletzlich in unsere Welt kommt.


Die Zeit der Erwartung hat für mich zwei Pole, die beide gleichermaßen wichtig sind. Der eine sagt mir, „Mach‘ Dich bereit“, „Mach‘ die Tore auf“, dass Jesus seinen Weg zu dir findet. Es geht darum, den günstigen Zeitpunkt nicht zu verpassen, nicht unvorbereitet zu sein und dafür auch das Seine zu tun.


Die andere Seite der Medaille: Ich kann’s nicht machen, muss letztlich auf Gottes Handeln vertrauen, es geschehen lassen, wie Maria auch dem Engel Gabriel bei der Verkündigung antwortet. Das bedeutet auch, dass man „warten können“ muss. Ein Gedanke, der mich als Teilnehmer eines Kursteamerkurses sehr beeindruckt hat. Eine Kurskollegin gab dort als ihre Stärke „Warten-Können“ an. Das ging mir nahe, nicht nur deswegen, weil ich in manchen Dingen diese Stärke nicht so ausgeprägt habe, sondern weil es für mich damals ein neuer Gedanke war.


Warten-Können das gilt für die Liebe: „Stört die Liebe nicht auf, weckt sie nicht, bis es ihr selbst gefällt“ (Hohelied 3,5) heißt es im alttestamentlichen Hohelied. Warten-Können das gilt auch immer wieder für die Arbeit und das Leben wie im Gleichnis vom Wachsen der Saat (Mk 4,26-29). Selbstverständlich muss ich säen, aber dann eben Warten, dass der Samen keimt und wächst, eben wachsen lassen.

 

Und es gilt auch nicht zuletzt für das Wirklich-Werden des Reiches Gottes. Wir können zweifelsohne unsern Teil tun, indem wir für eine friedliche, gerechte und zukunftsfähige Welt eintreten. Aber um letztlich Erfolg zu haben, sind wir auf Gottes Hilfe angewiesen, damit Kreuz und Pflug zum Zeichen werden.

 

In diesem Sinne euch allen eine segensreiche Zeit der Erwartung und einen schönen zweiten Advent!


Michael Schober

Referent für Theologie





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