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Dienstag, 28. Februar 2012

KLJB München und Freising gedenkt Sophie Scholl

Mutter Zivilcourage und ihre Kinder

 

München - Busse und Förderbänder bleiben stehen, Stille liegt für sechzig Sekunden über Deutschland. Die Kanzlerin bittet in Berlin bei den Angehörigen der Opfer rechtsextremistischer Gewalt um Verzeihung. In München sind die Teilnehmer des Sophie-Scholl-Tags auf den Spuren der Widerstandskämpferin unterwegs. Um zu erfahren, was Zivilcourage bedeutet. Und um Aufgaben zu erfüllen. Die Schwierigste: mache jemanden glücklich.

 

Wie im Zeitraffer folgen die 109 Firmlinge aus der ganzen Diözese am 23. Februar den Lebensstationen Sophie Scholls durch München. Gestern wäre sie 91 Jahre geworden. Ihre 22 Lebensjahre, auf sechs Stationen gedrängt. Nur wenige Schritte trennen das Geburtshaus von der Ludwig-Maximilians-Universität, wo sie mit ihrem Bruder Flugblätter gegen das Nazi-Regime verteilte, entdeckt und verhaftet wurde.

 

„Alle Menschen sind gleich, das würde auf meinem Flugblatt stehen“. Die fünfzehnjährige Ramona ist beeindruckt vom Mut Sophie Scholls. „Sie ist für ihre Sache eingestanden und hat bis zum Schluss gekämpft“. Wo sie Widerstand leistet? „Ich gebe nicht jedem Gruppenzwang wie etwa Facebook nach. Das ist meine Art von Widerstand“

 

Die Werte, die Sophie Scholl verkörpert, sind zeitlos und gleichzeitig aktuell. Überall gehen heute Menschen für ihre Überzeugung auf die Straße. In Arabien gegen Despoten. Im Westen gegen die Finanzwelt. In Stuttgart gegen einen Bahnhof. In München gegen die dritte Startbahn des Flughafens. Selten war Widerstand so populär und in der Mitte der Gesellschaft.

 

Für Markus Maier, Vorstandsmitglied in der KLJB München-Freising, ist das Engagement in Deutschland ein Anfang, aber noch zu wenig, denn: „Wir werden nicht eingesperrt, wenn wir aufstehen und unsere Meinung sagen. Im Nahen Osten sieht es anders aus.“ Wir blieben unter unseren Möglichkeiten, die Gesellschaft zu verändern, meint Markus Maier und gibt zu: „Ich habe auch noch keine Heldentaten vollbracht. Heute würde Sophie Scholl vielleicht gegen die Kriegseinsätze der deutschen Bundeswehr protestieren und auf Facebook digitale Flugblätter verteilen. Sie würde etwas tun.“

 

Das Grab Sophie Scholls ist mit weißen Rosen bedeckt. Die letzte Ruhestätte ist auch die letzte Station des Tages. Sebastian Schweinsteiger und Philip Lahm sind Konstantins Idole, aber „keiner hat so viel Mut gezeigt wie Sophie Scholl.“

 

Für Landjugendpfarrer Tobias Rother ist Sophie Scholl zwar keine Märtyrerin, aber ein Vorbild. „Sie hat sich nicht bewusst geopfert. Vielmehr hat sie an ihrer Überzeugung festgehalten und den Tod als Konsequenz hingenommen. Das macht sie als Vorbild greifbarer.“ Dass die junge Frau evangelisch war, spielt für den Jugendpfarrer keine Rolle. „Wenn jemand sein Leben so einsetzt, sind konfessionelle Unterschiede egal.“

 

Konstantin und seine Gruppe müssen jetzt selbst Mut beweisen und einen fremden Menschen glücklich machen. Sie sprechen eine Frau an. Die Gruppe betet zusammen mit der Witwe am Grab ihres verstorbenen Mannes. Ein Gebet für ein Lächeln. Ein fairer Tausch.

 

Thomas Gröbner

Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der KLJB München und Freising

t.groebner(at)kljb-muenchen.de

www.kljb-muenchen.de

 

 





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