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Mittwoch, 30. Dezember 2009

Bananen sind so krumm!

Zu Beginn der zweiwöchigen Studienfahrt in Nicaragua erfuhren die zwölf KLJBlerinnen und KLJBler eindrücklich, was hinter einer vermeintlich leckeren Banane steckt - Ein erster Bericht.

So krumm und dick würden diese Bananen nicht in unseren Supermarkt kommen

Chinandega, 29.Dezember 2009. Dicke Pullover weggepackt - Nicaragua empfing uns mit wohlig warmen 30 Grad, hoher Luftfeuchtigkeit und vielen freundlichen Gesichtern. 

 

Das Eingewöhnen in Nicaragua wurde uns leicht gemacht durch Alvin, Koordinator der UNAG-Jugendprojekte. UNAG ist die nicaraguanische Landjugendbewegung, unsere Partnerorganisation innerhalb der MIJARC. Teil unserer Reisegruppe ist außerdem Luz Mery, Koordinatorin der MIJARC Lateinamerika.

 

Gleich am ersten Tag führte uns Alvin auf den größten Markt der Hauptstadt Managua. Dort werden hauptsächlich die Bananen und andere Früchte verkauft, die nicht für den europäischen und amerikanischen Markt geeignet sind. Alles rund um die Banane erfuhren wir anschaulich und eindrucksvoll am zweiten Tag. Im Gespräch mit der Bananen-Gewerkschaft FEDRABACH verbanden sich Schlagworte wie Arbeitsbedingungen, Preisdruck oder Hungerlöhne mit Gesichtern. Der Präsident der Gewerkschaft, die Frauenvertreterin und weitere zehn GewerkschafterInnen hatten sich extra frei genommen, um uns von ihrem Alltag und ihrer Arbeit zu erzählen. Zwölf Stunden-Tage, unsichere und manchmal nicht existente Arbeitsverträge sowie schlechte Gesundheitsversorgung sind die Regel. Ist ein/e Bananenarbeiter/in krank, muss sie den Plantagenbesitzer um Erlaubnis fragen, zum Arzt gehen zu dürfen. Pro Monat dürfen nur 20 Personen den vom Plantagenbesitzer bestimmten Arzt aufsuchen. Ist das Kontingent bereits erfüllt, muss die Person bis zum nächsten Monat auf eine Behandlung warten. Zwei Monate nach der Geburt müssen Frauen wieder zu arbeiten beginnen und sich selbst um die Betreuung der Kinder kümmern. Das heißt auch, dass Säuglinge erst nach der Arbeit gestillt werden können. Der hohe Einsatz von Pestiziden ist ein hohes gesundheitliches Risiko für Mutter und Kind.

 

Für eine Kiste Bananen zahlt ein multinationaler Konzern zwölf US-Dollar an den Plantagenbesitzer. Die Packerin erhält davon zehn Cent. Auch wenn die Packerinnen mit hoher Geschwindigkeit arbeiten, reicht der Lohn nicht aus, um die Familie zu ernähren. 

 

Nachdem uns die GewerkschaftsvertreterInnen viele Fragen beantwortet hatten, erhielten wir trotz großer Sicherheitsvorkehrungen die Erlaubnis einer Plantage, diese besuchen zu dürfen. Die Größe der Anlage, die durchstrukturierten Arbeitsabläufe, die genaue Abstimmung jedes einzelnen Arbeitsschrittes und das unglaubliche Tempo der ArbeiterInnen war für alle ein eindrucksvolles Erlebnis.

Die Zertifizierung der Plantage (Rainforest Alliance) habe Verbesserungen für die Umwelt gebracht, weniger jedoch für die Arbeitenden, sagt der Anwalt der Gewerkschaft. "Die Plantagenbesitzer sind jetzt bessere Freunde der Umwelt, aber schlechtere Freunde der Arbeitenden".

Der Preis der leckeren Früchte, das steht nach dem heutigen Tag für uns alle fest, ist hoch. Was wir gehört und gesehen haben, wird uns noch lange beschäftigen.

Aus Nicaragua Susanne Rauh, KLJB-Referentin für Internationale Entwicklung

 

Hintergründe:

Noch bis zum 10. Januar 2010 hält sich eine zwölfköpfige Gruppe der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) in Nicaragua auf. Die 19- bis 31-jährigen Fachkräfte der Jugendarbeit wollen in dem zentralamerikanischen Land hautnah den Mehrwert des Fairen Handels erleben, Produktions- und Vermarktungsformen und nicht zuletzt auch nicaraguanische Landjugendliche kennenlernen. Regelmäßige Neuigkeiten gibt es hier auf der Website oder bei www.facebook.de/landjugend