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Mittwoch, 01. Juli 2009

Landwirtschaftstagung zu Patenten auf Leben

Vergangene Woche berichtete der kanadische Landwirt Percy Schmeiser in Freiburg von den unmoralischen Methoden des globalen Saatgutkonzerns Monsanto. Mit einem ganz artverwandten Thema, den Patenten auf Leben, hatte sich der KLJB-Landwirtschaftsgipfel Anfang Juni in Aachen beschäftigt.

Ca. 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer lauschten vergangene Woche in der Freiburger Universität den Worten von Percy Schmeiser, einem kanadischen Landwirt und Träger des alternativen Nobelpreises 2007. Seine unglaubliche Geschichte handelt im Kern davon, mit welch aggressiven und unmoralischen Methoden Monsanto - ein global agierender Agrochemieriese - seine Schutzrechte auf eine seiner patentierten Pflanzen gegen einen einzelnen kanadischen Farmer und Pflanzenzüchter durchzusetzen versucht.

 

Die Zuhörenden zollten Percy Schmeiser durch minutenlange Standing Ovations Respekt und Anerkennung für seinen jahrelangen mitunter bedrohlichen Kampf für die Rechte der Landwirtinnen und Landwirte sowie der Menschen in Kanada und weltweit.

 

„Mit dem Wissen und der Erfahrung, die Kanada heute hat bezüglich gentechnisch veränderter Pflanzen und deren ökologischen und sozialen Folgen, würde das Land nie mehr den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen zulassen“, so Schmeiser.

 

Er gab dem Publikum auf den Weg: „Es gibt keine Koexistenz der Anbaumethoden! Wir in Kanada erlaubten damals (1996) unter anderem den Anbau von gentechnisch verändertem Raps aufgrund unserer Unwissenheit um die Folgen. Sie hier in Europa haben jetzt noch in einigen Ländern die Chance, die Einführung abzuwenden. Sie können sich später nicht herausreden mit dem Argument, sie hätten die Folgen nicht gekannt.“

 

Wer sich die unglaubliche Geschichte von Percy Schmeiser und seiner Frau im Kampf um seine Freiheit und seine bäuerlichen Rechte und die Machenschaften eines Agrochemiekonzern ansehen möchte, sei der Film „Arme Sau“ (2007) oder der neueste Film: „Percy Schmeiser - David versus Monsanto“ (2009), welcher vergangenen Montag in Berlin Premiere hatte, aber als DVD bereits erhältlich ist, empfohlen.

 

Wie wichtig das Thema Patente auf Leben für VerbraucherInnen und Landwirtschaft ist, erfuhren auch die Teilnehmenden der 1. Bundesweiten Landwirtschaftstagung zum Thema „Die Welt der Biopatente“. Bei der Tagung wurden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Grundlagen der Patentierung eingeführt, wie beispielsweise die Voraussetzungen der Patentierbarkeit, das internationale und nationale Patentsystem und die Besonderheiten der Patente in der Biotechnologie. Über die Argumente für die Notwendigkeit der Patentierung von Lebewesen konnten sich die TeilnehmerInnen beim Durchlesen des ausgeteilten Positionspapier „Biopatente - Anreiz und unverzichtbarer Motor für Innovation“ vom Verband der Chemischen Industrie e.V. und der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie ein Bild machen. Beim zweiten Referat ging es um Anzahl, Art, Umfang und Bewertung der bereits bestehenden und beantragten Biopatenten.

 

Nach dem Film: „Arme Sau“, der die Problematik Grüner Gentechnik und von Biopatenten am „Schweinepatent“ aufzeigte, endete der inhaltliche Abend mit einer regen Diskussion. Hier wurde klar, dass es in Europa dank der kritischen Haltung der Verbraucherinnen und Verbraucher noch „fünf vor zwölf“ - in den USA und Kanada jedoch schon „fünf nach zwölf“ ist.

 

Am darauffolgenden Tag konnten wir in einem dreistündigen Szenario-Spiel in der Rolle als Akteur bzw. Akteurin eigene Erfahrungen machen.

 

Text: Ulrich Böll, Referent für Ländliche Entwicklung an der KLJB-Bundesstelle