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Montag, 04. Mai 2009

KLJBler bei Konferenz in Lusaka

Unter dem Titel "Ernährungssicherheit und Energieversorgung zwischen Selbstinteresse und globaler Gerechtigkeit" fand am 3. und 4. April eine Konferenz in der sambischen Hauptstadt Lusaka statt. Vertreter der KLJB war Manuel Benteler (Diözesanverband Paderborn und BAKIE-Sprecher).

Bad Honnef-Rhöndorf, 4. Mai 2009. Derzeit leben 1,4 Milliarden Menschen in extremer Armut, und mindestens 852 Millionen sind von Hunger bedroht. Auf den ersten Blick scheint es paradox zu sein, dass der überwiegende Teil der Armen auf dem Land und von der Landwirtschaft lebt - also dort, wo primär Lebensmittel produziert werden. Hunger ist allerdings weniger ein Problem mangelnden Angebots an Nahrungsmitteln, sondern das Ergebnis unzureichender politischer, rechtlicher und wirtschaftlicher Strukturen. Das im Auftrag der Deutschen Kommission Justitia et Pax und gemeinsam mit KLB, KLJB, Netzwerk Afrika-Deutschland und afrikanischen Partnern durchgeführte Programm vermittelte Exposure-Aufenthalte bei Subsistenzbauern und zum Teil erfolgreichen kleinbäuerlichen Erwerbsbetrieben in Uganda und Sambia. An der abschließenden Dialogkonferenz unter dem Titel "Ernährungssicherheit und Energieversorgung zwischen Selbstinteresse und globaler Gerechtigkeit" am 3. und 4. April in Lusaka nahmen internationale und lokale Akteurinnen und Akteure teil, um mit den Exposure-Teilnehmenden Fragen der ländlichen Entwicklung und des Agrarhandels zu diskutieren. Vertreter der KLJB war Manuel Benteler (Diözesanverband Paderborn, Sprecher des Bundesarbeitskreis Internationale Entwicklung, BAKIE). Hier sein Erfahrungsbericht:

 

„Let‘s be clear about this, no Zambian has the right to food.“

Ehemaliger Vizepräsident Sambias

 

Die Konferenz war eingebettet in ein sogenanntes Exposure Programm. Drei Tage lebten und arbeiteten wir, die deutschen Teilnehmenden, in bäuerlichen sambischen und ugandischen Familien. So konnten wir hautnah ihren Alltag mit(er)leben. Wir übernahmen tägliche Arbeiten, wie Erdnüsse vom Strunk befreien oder Milch zur nächsten Abgabestation bringen. Nach diesen eindrücklichen Erfahrungen und einer Auswertung begann in Lusaka die zweitägige Konferenz zum Thema "Ernährungssicherheit und Energieversorgung zwischen Selbstinteresse und globaler Gerechtigkeit". Im Mittelpunkt standen das Recht auf Nahrung, der Weltagrarhandel, gentechnisch veränderte Organismen (GVOs) und natürlich immer wieder der alles betreffende Klimawandel.

 

Der Mönch Peter Henriot vom Jesuitenzentrum in Lusaka führte in das Recht auf Nahrung ein. Anders als es vor einigen Jahren der damalige Vizepräsident formulierte: „Let‘s be clear about this, no Zambian has the right to food“, glaubt er, dass alle Menschen ein Recht auf Nahrung haben. Die Realität Sambias ist aber eine andere. Die Hälfte der Bevölkerung hat nicht genug zu essen.

 

NEIN zu Gentechnisch Veränderten Organismen (GVO)

Auf dem Podium herrschte Einigkeit, auch im Auditorium vertrat niemand eine kontroverse Meinung. Egal ob Professor Dr. Makus Vogt (Justitia et Pax), Christoph Eichen (BMZ), der sambische Experte Dr Mbikusita Leanika, oder ich (als Vertreter der KLJB), wir alle sind uns einig, dass GVOs mehr Risiken als Chancen bieten. So ist eine Koexistenz von GVOs und „normalen“ Pflanzen nicht möglich; selbst wer gentechnikfrei produzieren will, muss mit der Verunreinigung der Felder rechnen. Eine Abhängigkeit von einem der fünf großen Saatgutkonzernen ist absehbar. Auch eine sambische Expertenkomission kam vor einigen Jahren zu dem Ergebnis, dass die Landwirtschaft besser auf GVOs verzichten sollte. Daraufhin lehnte die sambische Regierung eine Nahrungsmittelhilfe der USA (mit gentechnisch verändertem Mais) ab.

 

Kein Wissen über Klimafonds

Die Folgen des Klimawandels sind in Sambia bereits spürbar. Bäuerinnen und Bauern berichteten uns, dass die Regenzeit um ein bis zwei Monate kürzer ist als vor 20 Jahren. Die Folgen der klimatischen Veränderung sind den Menschen bewusst. Doch in unserer Diskussion über den Klimawandel wurde deutlich, dass selbst Personen, die sich stärker mit dem Thema beschäftigen, nichts über den Klimafonds wissen. Diese sollen (in Zukunft) den Ländern des Südens helfen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen.

 

Hinweis

Hier gibt es einen ausführlicheren Bericht zu Manuels Aufenthalt in Sambia (PDF, 210 KB).

 

Außerdem hält die nächste Ausgabe unseres Verbandsmagazins BUFO einen Artikel zum Exposure-Programm bereit (erscheint im Juli 2009).