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Montag, 26. Januar 2009

Weniger ist mehr auf der IGW

Mit ihren Ideen für Kritischen Konsum erreichte die KLJB auf der Grünen Woche viel Zustimmung – aber auch kontroverse Diskussionen. Zum Beispiel diskutierten einige Gäste mit der KLJB die Frage, ob es sich überhaupt jeder leisten könne, kritisch zu konsumieren.

Berlin/Bad Honnef-Rhöndorf, 26. Januar 2009. Bei der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin hat die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) einen Gegenpol zur konsumorientierten Reizüberflutung auf der weltgrößten Verbrauchermesse gesetzt. Ein 30-köpfiges Team von ehrenamtlichen Standbetreuerinnen und Standbetreuern war zehn Tage im Einsatz, um mit vielfältigen Aktionen Anregungen für mehr Nachhaltigkeit bei täglichen Konsumentscheidungen zu geben.

 

Zentraler KLJB-Anlaufpunkt für Messegäste und politische Prominenz war die Apfelsaft-Presse in der Halle des Landwirtschaftsministeriums. Hier bewiesen Alt und Jung ihr Geschick beim Häckseln und Pressen der Äpfel aus dem brandenburgischen Umland. Viele der älteren Messegäste fühlten sich durch den Anblick der Apfelsaftpresse an ihre Kindheit erinnert, viele Kinder erfuhren hier erstmals, wie der Saft vom Baum in die Flasche kommt, und stellten fest, dass frisch gepresster Apfelsaft viel besser schmeckt als Saft aus Konzentrat. „Mit dieser Aktion auf der Grünen Woche haben wir Lust auf frische Produkte aus der eigenen Region gemacht. Die vielen positiven Rückmeldungen bestätigen uns darin, auch weiterhin nachhaltige, regionale Strukturen zu fördern und zu fordern“, resümiert der KLJB-Bundesvorsitzende Wolfgang Ehrenlechner.

 

An ihrem zweiten Stand in Halle 4.2 luden die KLJB-Jugendlichen mit verschiedenen Aktionselementen unter dem Motto „STILvollerLEBEN — Aktiv für Kritischen Konsum“ zum Nachdenken über persönliche Konsumentscheidungen ein. Das sogenannte „Kaufentscheidungs-Domino“ aus überdimensionalen Dominosteinen thematisierte beispielsweise die Produktionsbedingungen auf dem weltweiten Textilmarkt. Die Messebesucherinnen und -besucher wurden gebeten, entweder ein Billig-T-Shirt aus dem Discounter oder ein unter ökologischen und fairen Bedingungen hergestelltes T-Shirt symbolisch zu kaufen. Je nach Kaufentscheidung fielen die Dominosteine in die eine oder andere Richtung um. Auf der Rückseite der umgefallenen Dominosteine gab es Wissenswertes über die Folgen der jeweiligen Kauf-Entscheidung zu lesen.

 

Hier ergaben sich zum Teil kontroverse Diskussionen. Viele Messegäste waren zum Beispiel skeptisch, ob auch ärmere Menschen sich die teurere Ware aus ökologischer und sozialverträglicher Produktion leisten könnten. „Dieser Einwand ist in jedem Fall berechtigt. Dennoch geben wir als KLJB uns nicht damit zufrieden, dass die ausbeuterische Herstellung auf Kosten von Mensch und Natur in den Produktionsländern dann die logische Konsequenz ist“, erläutert Ehrenlechner. Der Jugendverband fordere mehr Nachhaltigkeit bei allen Konsumentscheidungen – nach dem Motto „weniger ist mehr“ oder in diesem Falle beispielsweise durch die Nutzung von Second-Hand-Angeboten. Die Appelle der KLJB richten sich zum einen an die einzelnen Konsumierenden, zum anderen aber auch an die Produzenten, entsprechende Kriterien der Umwelt- und Sozialverträglichkeit zu berücksichtigen.

 

 

Das Foto zeigt den KLJB-Bundesvorsitzenden Wolfgang Ehrenlechner im Gespräch mit Ursula Heinen (Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz).