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Freitag, 04. Juli 2008

Schule und Leben im Dorf lassen

Die KLJB fordert Politikerinnen und Politiker ressortübergreifend dazu auf, bei Fragen zur Entwicklung ländlicher Räume auch den wichtigen Infrastrukturfaktor Schule nicht zu vergessen. Einen entsprechenden Antrag verabschiedete der KLJB-Bundesausschuss am vergangenen Wochenende in Bonn.

Bad Honnef-Rhöndorf, 4. Juli 2008. Die KLJB fordert Politikerinnen und Politiker ressortübergreifend dazu auf, bei der Erarbeitung von Konzepten zur Entwicklung ländlicher Räume auch den wichtigen Infrastrukturfaktor Schule nicht zu vergessen. Wohnortnahe und individuelle Schulkonzepte sind nach Ansicht der KLJB für den Erhalt des Sozialraums Land dringend notwendig. Ein entsprechendes Positionspapier verabschiedete der KLJB-Bundesausschuss am vergangenen Wochenende in Bonn.

 

Die Entwicklungen von schulischen Angeboten in ländlichen Räumen beobachtet die KLJB mit großer Sorge. Fakt ist: Es werden immer mehr Schulen geschlossen und in Städte zentralisiert. Nicht nur die langen Anfahrtswege, auch der steigende Leistungsdruck wie etwa beim Turbo-Abitur sowie die steigende Anzahl an Ganztagsschulen haben zur Folge, dass Schule einen immer größeren Raum im Leben von Kindern und Jugendlichen einnimmt. „Schülerinnen und Schüler verbringen dadurch immer mehr Zeit in Schulbussen, Klassenzimmern und über den Hausaufgaben“, kritisiert die KLJB-Bundesvorsitzende Monica Kleiser.

 

Zudem verringere sich das räumlich erreichbare Schulangebot zunehmend. Weite Wege können zur Folge haben, dass sich Kinder und Jugendliche in ländlichen Räumen nicht ihrer schulischen Leistung entsprechend, sondern aufgrund der räumlichen Nähe für eine Schulform entscheiden. „Durch die Schließung von Schulen in ländlichen Regionen entstehen ungleiche Bildungschancen zwischen Jugendlichen in Stadt und Land“, so Kleiser weiter.

 

Die Schulschließungen werden meist mit dem demografischen Wandel und ökonomischen Zwängen begründet. Solchen Argumentationen erteilt die KLJB eine klare Absage. Denn gerade für das Sozialleben und die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen kann das Wegbrechen von Schulen tiefgreifende Konsequenzen nach sich ziehen. „Gerade im außerschulischen Bereich erlernen Kinder und Jugendliche aber wichtige Schlüsselqualifikationen. Dafür benötigen sie Freiräume. Vor allem aber haben sie ein Recht auf selbstbestimmte Zeit“, meint Kleiser. Die beschränkten zeitlichen Ressourcen nähmen Jugendlichen zudem die Möglichkeiten für außerschulisches ehrenamtliches Engagement in örtlichen Vereinen und Verbänden. Die wiederum habe gravierende Auswirkungen auf das Sozialeben in den Dörfern.

 

Vor dem demografischen Wandel und den wachsenden Anforderungen wolle die KLJB die Augen nicht verschließen. Wenn aber ländliche Räume nicht aussterben und zu reinen Schlafstätten werden sollen, gelte es, flexibel im Sinne der jungen Generation und der dörflichen Gemeinden zu handeln. „Das kann zum Beispiel eine Verlängerung der gemeinsamen Grundschulzeit, schulartübergreifende Bildungsformen, Kooperationen unterschiedlicher Bildungsträger oder das Lernen in altersheterogenen Gruppen sein“, erklärt Kleiser.

 

Auch bei dem von der KLJB unterstützten Tag der Regionen wird die Schulentwicklung in ländlichen Räumen Thema sein. Vom 27. September bis 12. Oktober 2008 werden unter dem Motto „Klimaschutz durch kurze Wege“ bundesweit vielfältige Veranstaltungen stattfinden. Weitere Infos: www.tag-der-regionen.de