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Montag, 02. Juni 2008

Anderes Wirtschaftsmodell erforderlich

Die internationale katholische Landjugendbewegung MIJARC positionierte sich auf der Weltversammlung zur aktuellen Ernährungskrise. Die MIJARC kritisiert die zunehmend globalisierte Agrarwirtschaft als unfair und ökologisch nicht nachhaltig.

Kampala/Bad-Honnef-Rhöndorf, 2. Juni 2008. Die Internationale Katholische Land- und Bauernjugendbewegung (MIJARC) macht die Liberalisierung der Landwirtschaft und die Vernachlässigung ländlicher Räume für die weltweite Ernährungskrise verantwortlich. Ein entsprechendes Positionspapier mit politischen Forderungen verabschiedete die Weltversammlung Ende Mai in Ungandas Hauptstadt Kampala.

 

Seit über 50 Jahren setzen sich junge Menschen der MIJARC in ländlichen Regionen der Welt für eine solidarische Gesellschaft ein. Mit großer Sorge beobachtet der internationale Dachverband die aktuelle Ernährungskrise. In ihrem Positionspapier fordert die MIJARC Staatsregierungen und zwischenstaatliche Organisationen wie die Welthandelsorganisation (WTO), den Internationalen Währungsfonds (IMF) und die Weltbank zu Maßnahmen gegen die unfairen Strukturen auf. „Um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und den Klimawandel zu bewältigen, brauchen wir ein komplett anderes Wirtschaftsmodell“, erklärt der indische MIJARC-Weltpräsident George Dixon Fernandez. Bei dem bisherigen Modell der industrialisierten Landwirtschaft seien soziale Konflikte und ein Zusammenbruch des Ökosystems unausweichlich.

 

Einen Ausweg aus Hunger und Armut sowie einen Beitrag zur Entwicklung ländlicher Räume sieht die MIJARC schon seit vielen Jahren im Konzept der Ernährungssouveränität. Verkürzt beinhaltet dieser Begriff eine selbstbestimmte Landwirtschaftspolitik für alle Länder, regionale und nachhaltige Lebensmittelproduktion, den Schutz vor Billig-Importen aus dem Ausland sowie faire Preise an die Landwirtschaft. Für dieses Konzept setzt sich die MIJARC gegenüber der Politik, aber auch in den eigenen Strukturen ein.

 

Die KLJB-Bundesvorsitzende Monica Kleiser vertrat zusammen mit Johanna Schiller aus München die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) auf der Weltversammlung in Uganda. „Die derzeitig massiv ansteigenden Lebensmittelpreise beweisen eindeutig, dass die bisherigen Modelle nicht funktionieren“, meint auch sie. Ein mögliches Problem auf internationaler Ebene sehen MIJARC wie KLJB etwa im Biomasse-Anbau zur Energiegewinnung. Es müssten Anreizsysteme für Entwicklungsländer geschaffen werden, damit vorrangig die Lebensmittelversorgung der eigenen Bevölkerung gewährleistet werde, so Kleiser.

 

Die MIJARC-Mitgliedsorganisationen aus vier Kontinenten waren sich einig: „Landwirtschaft ist der Schlüssel zu Entwicklung.“ Deshalb fördert die MIJARC auch innerhalb des Verbandes Bildungsinitiativen und Projekte rund um die sozial und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft. „Die MIJARC unterstützt beispielsweise die Selbstständigkeit von Jugendlichen in genossenschaftsähnlichen Strukturen“, erläutert Kleiser. Durch die so geschaffenen Arbeitsplätze und konkrete Bleibeperspektiven soll die oft in Slums endende Landflucht eingedämmt werden. Die Zukunft der Landwirtschaft sieht die MIJARC eindeutig in kleinen und mittelständischen Betrieben. Sie fordert die Politik auf, insbesondere Frauen und jungen Menschen einen besseren Zugang zu Land und anderen Ressourcen zu ermöglichen.

 

Zur MIJARC-Weltversammlung waren rund 100 Delegierte aus 29 Mitgliedsorganisationen von vier Kontinenten nach Kampala gereist. Vom 16. - 26. Mai diskutierten sie die aktuellen Herausforderungen für Jugendarbeit in den ländlichen Regionen der Welt.

 

 

>> MIJARC-Weltverband: www.mijarc.org

 

Das Positionspapier der MIJARC gibt es [hier] zum Download.