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Freitag, 20. Juli 2007

KLJB-Delegation auf China-Besuch

Drei KLJBlerInnen reisten auf Einladung des chinesischen Ministerpräsidenten in die Volksrepublik. Daniela Schramm (DV Würzburg), Stefan Heling (DV Münster) und Michael Fischer (DV Regensburg) wurden als Jugendverbands-VertreterInnen für die zehntätige Austauschreise ausgewählt. Daniela berichtet.

Stilsicher – auch auf chinesischem Parkett

 

Daniela Schramm aus Ebern war zehn Tage auf Austauschfahrt in China

 

Ebern, 19. Juli 2007. Die Zeit für gemütliche Teezeremonien war knapp. „Das muss ich halt hier in Deutschland nachholen“, lacht Daniela Schramm. Dafür hat die 25-jährige Industriefachwirtin eine Menge von Land und Leuten gesehen. Auf der zehntägigen Austauschreise besuchte sie mit 99 anderen Repräsentantinnen und Repräsentanten der deutschen Jugendverbände zum Beispiel die Stiftung für Armutsbekämpfung, die Deutsche Botschaft, die Chinesische Mauer, den Shaolin-Tempel in der Provinz Henan und jede Menge anderer kultureller und politischer Einrichtungen.

 

In diesem und im nächsten Jahr reisen insgesamt vier Gruppen mit je 100 Jugendlichen zum Austausch nach China. Die Einladung hat der chinesische Ministerpräsident anlässlich seines Staatsbesuches im September 2006 in Berlin ausgesprochen. Den Anfang des Austausches machten die Jugendverbände und Jugendorganisationen. 100 Vertreterinnen und Vertreter aus allen Ecken Deutschland repräsentierten die breite Landschaft der Jugendarbeit in der Bundesrepublik. Daniela vertrat die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) im Diözesanverband Würzburg. In China kümmerte sich der Allchinesische Jugendverband um das Programm, auf deutscher Seite war das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) für die Reise zuständig.

 

Natürlich war nicht alles so, wie die deutsche Delegation es sich vorgestellt hatte. Erste Irritationen entstanden um die Bedeutung des Wortes „Jugend“. Die Vertreterinnen und Vertreter des chinesischen Verbands waren wesentlich älter als ihre Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland. „In China bist du halt auch noch jugendlich, wenn Du 40 bist“, erklärt Daniela.

 

Den Empfang in der Volksrepublik empfand Daniela als „gigantisch, fast übertrieben“. Bei fast jedem Treffen gab es große Willkommens-Plakate, rote Teppiche und jede Menge warmer Worte. „Und auch das Essen war der Wahnsinn – nur vom Feinsten“. Reis zum Beispiel hätten die Gäste meist nicht serviert bekommen, weil er in China als „Sattmacher“ gelte. Als geübte Stäbchen-Esserin machte Daniela auch hier eine gute Figur. Ein kleines Highlight: Der von Daniela mitgebrachte original fränkische Bocksbeutel wurde nach Einhaltung der Hierarchie vom Vertreter des Bundesministeriums bei einem Bankett in Shanghai an den Vorsitzenden des Allchinesischen Jugendverbands übergeben.

 

Einen Hauptunterschied von chinesischen zu deutschen Jugendlichen sieht Daniela in deren ehrgeizigem Verhalten. Unter dem Motto „ohne Fleiß kein Preis“ erfahren die chinesischen Jugendlichen auch von ihren Eltern wesentlich mehr Druck als ihre deutschen Altersgenossinnen und –genossen. „Bei der Ein-Kind-Politik ist das ja kein Wunder“, meint Daniela. Es wird viel ins Studium investiert, mit der Hoffnung Auslandserfahrung sammeln zu können. Bei dem straff durchorganisierten Zeitplan blieb jedoch nur wenig Zeit für informellen Austausch mit den chinesischen Jugendlichen. „Dafür habe ich die Strukturen der deutschen Jugendarbeit in unserer bunten Reisegruppe intensiv kennen gelernt“, sagt Daniela.

 

Vom schicken Hotel zum Abendbankett in ein Luxus-Restaurant, von der Millionen-Stadt Shanghai in die Millionen-Stadt Peking – gern hätten die KLJBlerin mehr vom ländlichen Lebensraum mitbekommen. Bis auf den Besuch einer Dattelplantage blieb dafür kaum Zeit. „Landleben ist in China ganz stark gleichbedeutend mit Benachteiligung und Unterentwicklung“, erklärt Daniela. Für junge Leute gebe es kaum eine Alternative, als für ihre Ausbildung und Arbeit in die Ballungsräume zu ziehen.

 

Begeistert war Daniela vom Gastaufenthalt bei einer typisch chinesischen Ein-Kind-Familie. „Auch ohne Chinesisch kann man sich prima verstehen“, sagt die aufgeschlossene Fränkin. Am Abend schauten sie sich gemeinsam Fotos aus beiden Ländern an und kochten chinesische „Jiaozi“, gefüllte Fleischtäschchen, eine Art Maultasche.

 

Nach zehn Tagen Smog-Himmel, drückender Hitze und Hochhaus-Flair war die Rückkehr ins fränkische Idyll Ebern eine wahre Erleichterung. Während der Reise hat Daniela viel von der boomenden Wirtschaft, von Fortschritt und Modernität in China mitbekommen. „Ich habe aber auch gemerkt, wie arm man ist, wenn man nie die Sterne sieht und nie die Sonne genießen kann“, sagt Daniela.