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Mittwoch, 07. Dezember 2005

Agrarhandel als Testfall für gerechte Welthandelsbedingungen

KLJB legt mit Justitia et Pax und der Landvolkbewegung gemeinsames Positionspapier vor

KLJB legt mit Justitia et Pax und der Landvolkbewegung gemeinsames Positionspapier vor 

Rhöndorf/ Bonn 7. Dezember 2005: Noch immer hungern weltweit mehr als 850 Millionen Menschen – gut Dreiviertel davon leben auf dem Land. Dabei können längst mehr als genügend Lebensmittel produziert werden. „Hunger ist eine Frage von Strukturdefiziten, nicht von Produktionsmöglichkeiten“, folgert Christian Schärtl, Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands.

Gemeinsam mit der Deutschen Kommission Justitia et Pax und der Katholischen Landvolkbewegung hat die KLJB deshalb ein Positionspapier erarbeitet, das von den WTO-Verhandlungen in Hongkong (13. – 18. Dez. 2005) eine Reform des Agrarhandels mit klarer Ausrichtung an den UN-Millenniums-Entwicklungszielen fordert.

Aufgrund von Exportsubventionen werden derzeit Agrarprodukte zu Dumpingpreisen in eigentlich landwirtschaftlich geprägte Entwicklungsländer eingeführt. Diese Preise liegen nicht nur unterhalb der Kosten regionaler Produkte und zerstören somit die dortige Landwirtschaft, sondern sie decken auch längst nicht mehr die tatsächlichen Produktionskosten. Damit zerstört der momentane Exportwettbewerb nicht nur die Landwirtschaft armer Länder. Auch bei uns führt der Subventionswettlauf zu massiven wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Fehlentwicklungen.

"Was wir brauchen, ist kein freier Agrarmarkt, sondern ein fairer,“ verlangt Christian Schärtl, „Je fairer es im Wettbewerb zugeht, umso weniger Subventionen sind auch notwendig.“ Durch die mit Steuermitteln finanzierten Agrar-Subventionen zahle der Verbraucher momentan doppelt. „Faire Preise sind nicht nur sozial gerecht, sondern letztlich billiger.“, resümiert Schärtl.

Ebenso wie Christian Schärtl legt auch Bischof Reinhard Marx, der Vorsitzende der Deutschen Kommission Justitia et Pax, Wert darauf, die unterschiedlich erscheinenden Interessen der bäuerlichen Bevölkerung in Ländern des Südens und des Nordens miteinander zu vereinen. „Wir dürfen Nord und Süd nicht gegeneinander ausspielen.“, so der Bischof, „ein Abbau von Exportförderung bedingt langfristig eine Stärkung ländlicher Entwicklung weltweit.“ Vor allem aber müsse sich jegliche Diskussion über eine Neuordnung des Agrarhandels stets an dem Recht auf Nahrung als grundlegendem Menschenrecht orientieren. Von der KLJB erhofft sich Bischof Marx die Rolle eines Katalysators, der im ländlichen Raum für diese Visionen wirbt.

 

Gabriele Woll
Pressereferentin KLJB-Bundesstelle
g.woll(at)kljb.org

 

Foto von der Präsentation des Positionspapiers [hier].

Bildunterschrift: Christian Schärtl, Bischof Dr. Reinhard Marx, Dr. Johannes Wallacher, Dr. Hildegard Hagemann und Dr. Hermann Kroll-Schlüter präsentieren dass gemeinsame Positionspapier zum Agrarhandel.