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Freitag, 14. Oktober 2005

Faire Preise sozial gerecht und letztlich billiger

Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands fordert zum Welternährungstag am 16. Oktober den Umstieg auf Ernährungssouveränität

Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands fordert zum Welternährungstag am 16. Oktober den Umstieg auf Ernährungssouveränität

 

Rhöndorf, 14. Oktober 2005: Zum 60. Mal begehen die Vereinten Nationen dieses Jahr den Welternährungstag am 16. Oktober. Wie brisant das Thema Welternährung gegenwärtig ist, verdeutlicht bereits die Zahl der 850 Millionen hungernden Menschen weltweit – 75 % von ihnen leben auf dem Land.

Angesichts dieser Zahlen fordert die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands ein Umsteuern in der Landwirtschafts- und Ernährungspolitik gerade im ländlichen Raum. Gemeinsam mit ihrem Weltverband, der MIJARC (Mouvement Internationale de la Jeunesse Agricole et Rurale Catholique) setzt sich die KLJB deshalb für das Prinzip der Ernährungssouveränität ein.

„Ernährungssouveränität heißt: Jedes Land und jede Region muss das Recht haben, die eigene Landwirtschaftspolitik zu gestalten und zu schützen, um die Bevölkerung möglichst mit eignen Nahrungsmittel ausreichend und gesund zu ernähren.“, erläutert Bundes- und Europavorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung, Christian Schärtl. Wichtige Grundlage für die Ernährungssouveränität ist der Zugang zu den Ressourcen Land, Wasser und Saatgut. Dabei dürfe gerade letztere nicht zum Spielball der Gen-Industrie werden und müsse patentfrei bleiben.

Das Charakteristikum des Konzeptes der Ernährungssouveränität: Es setzt nicht nur in den armen Ländern des Südens an, sondern ist ebenso wichtig für eine nachhaltige Entwicklung und Eigenständigkeit der Regionen in Deutschland und Europa.

Denn die sieht die KLJB durch die Preispolitik von Großkonzernen in der Agrarindustrie systematisch zerstört: „Durch die Dumpingpreise ruinieren Großkonzerne im Lebensmittelbereich weltweit zahlreiche Landwirte. Das wiederum bewirkt, dass auch die heimische Landwirtschaft nur durch staatliche Subventionen überleben kann – finanziert mit den Steuergeldern der Verbraucher. Faire Preise sind nicht nur sozial gerecht, sondern letztlich billiger.“, folgert Christian Schärtl deshalb. Die Freude von Verbrauchern über Schnäppchenpreise im Discounter sei im Grunde eine Milchmädchenrechnung: Über die Steuern zahle der Verbraucher zweifach.

Der 16. Oktober hat für die Katholische Landjugendbewegung doppelte Bedeutung: “An diesem Tag wurde 1954 die Internationale Landjugendbewegung MIJARC gegründet. Als junge Christen setzen wir uns seit 50 Jahren weltweit für eine nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raumes ein.“ so Christian Schärtl.

Ernährungssouveränität ist das Recht für Völker, Länder und Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu definieren, um die eigene Bevölkerung mit qualitativer Nahrung zu versorgen, die ausreichend, gesund und nahrhaft ist sowie den kulturellen Gegebenheiten entspricht. Schutz vor Dumping muss möglich sein, negative Auswirkungen gegenüber Drittländern sind zu vermeiden.

Die Bundesversammlung der KLJB hat bereits im Februar 2005 ein Positionspapier zu Ernährungssouveränität verabschiedet.

 

Redaktion: Gabriele Woll,

Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der KLJB-Bundesstelle.

g.woll(at)kljb.org, Tel.: 02224 - 94 65 14