Ernährungssouveränität als Chance für ländliche Räume weltweit
Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands stellt Forderungen zum Kampf gegen Hunger und zur nachhaltigen Gestaltung ländlicher Lebensräume weltweit. Sie hat sich deshalb einstimmig für das Prinzip der Ernährungssouveränität ausgesprochen...Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands stellt Forderungen zum Kampf gegen Hunger und zur nachhaltigen Gestaltung ländlicher Lebensräume weltweit.
Rhöndorf, 10. Juni 2005: Zum Jahrtausendwechsel haben die
Vereinten Nationen als wichtigstes Entwicklungsziel die Halbierung
der Armen und Hungernden bis 2015 beschlossen. Aktuelle Zahlen
deuten darauf hin, dass dieses Ziel verfehlt wird: Über 850 Millionen
Hungernde weltweit, davon 75% auf dem Land – obwohl dort ein
Großteil der Nahrung produziert wird. „Wenn Armut und Hunger
weltweit wirksam bekämpft werden sollen, muss in ländlichen
Räumen angesetzt werden“, konstatiert Christian Schärtl,
Bundesvorsitzender der KLJB.
Auf der Bundesversammlung 2005 haben sich die Delegierten der
KLJB deshalb einstimmig für das Prinzip der Ernährungssouveränität
ausgesprochen und ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet.
Das Charakteristikum dieses Konzeptes: Ernährungssouveränität setzt
nicht allein auf Hilfe und Entwicklung in südlichen Ländern, sondern
verlangt ein Umdenken und -handeln auch in Deutschland und
Europa.
Laut FAO (Food and Agriculture Organisation der Vereinten
Nationen) könnte derzeit genug Nahrung produziert werden, um alle
Menschen ausreichend zu ernähren. Die Lösung kann also nicht in
einer Produktionssteigerung liegen, sondern es müssen Zugänge für
alle Menschen zu Nahrung bzw. zu Produktionsmitteln geschaffen
werden.
Der KLJB fordert daher von Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft,
aber auch von der Bevölkerung vor Ort
- Möglichkeiten, die eigene Lebensmittelproduktion vor
Billigimporten und Dumping schützen zu können,
- ein Ende der exportorientierten Produktion und Subvention der EU-Agrarwirtschaft,
- Bäuerinnen und Bauern weltweit den Zugang zu Ressourcen (Land,
Saatgut, Wasser) zu gewährleisten
- sowie ein Bewusstsein für faire Preise und verantwortungsbewussten
Konsum bei Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Ein Umsetzen dieser Forderungen verheißt nicht nur den hungernden
Menschen im Süden eine Änderung, betont Christian Schärtl: „Mit
dem Konzept der Ernährungssouveränität soll unter anderem die
regionale Nahrungsmittelproduktion verstärkt in den Mittelpunkt
gerückt werden. Lebensmittel sollen dort produziert werden, wo sie
verbraucht werden. Importe dienen als Ergänzung. Bauern und
Bäuerinnen sollen von ihrer Produktion leben können.“ Eine solche
Stärkung der lokalen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung
könnte auch in den ländlichen Regionen Deutschlands Arbeitsplätze
sichern und auch neu schaffen.
Die KLJB setzt sich gezielt für die Entwicklung ländlicher Räume ein.
Als Mitglied der Internationalen Katholischen Land- und
Bauernjugendbewegung (MIJARC) nimmt sie dabei nicht nur
ländliche Räume in Deutschland in den Blick, sondern setzt sich
weltweit dafür ein, das Land lebenswert und nachhaltig zu gestalten.
Ernährungssouveränität ist das Recht für Völker, Länder und
Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu
definieren, um die eigene Bevölkerung mit qualitativer Nahrung zu
versorgen, die ausreichend, gesund und nahrhaft ist sowie den
kulturellen Gegebenheiten entspricht. Schutz vor Dumping muss
möglich sein, negative Auswirkungen gegenüber Drittländern sind zu
vermeiden.
Redaktion: Gabriele Woll, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit