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Freitag, 10. Juni 2005

Ernährungssouveränität als Chance für ländliche Räume weltweit

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands stellt Forderungen zum Kampf gegen Hunger und zur nachhaltigen Gestaltung ländlicher Lebensräume weltweit. Sie hat sich deshalb einstimmig für das Prinzip der Ernährungssouveränität ausgesprochen...

Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) Deutschlands stellt Forderungen zum Kampf gegen Hunger und zur nachhaltigen Gestaltung ländlicher Lebensräume weltweit.

 

Rhöndorf, 10. Juni 2005: Zum Jahrtausendwechsel haben die

Vereinten Nationen als wichtigstes Entwicklungsziel die Halbierung

der Armen und Hungernden bis 2015 beschlossen. Aktuelle Zahlen

deuten darauf hin, dass dieses Ziel verfehlt wird: Über 850 Millionen

Hungernde weltweit, davon 75% auf dem Land – obwohl dort ein

Großteil der Nahrung produziert wird. „Wenn Armut und Hunger

weltweit wirksam bekämpft werden sollen, muss in ländlichen

Räumen angesetzt werden“, konstatiert Christian Schärtl,

Bundesvorsitzender der KLJB.

 

Auf der Bundesversammlung 2005 haben sich die Delegierten der

KLJB deshalb einstimmig für das Prinzip der Ernährungssouveränität

ausgesprochen und ein entsprechendes Positionspapier verabschiedet.

Das Charakteristikum dieses Konzeptes: Ernährungssouveränität setzt

nicht allein auf Hilfe und Entwicklung in südlichen Ländern, sondern

verlangt ein Umdenken und -handeln auch in Deutschland und

Europa.

 

Laut FAO (Food and Agriculture Organisation der Vereinten

Nationen) könnte derzeit genug Nahrung produziert werden, um alle

Menschen ausreichend zu ernähren. Die Lösung kann also nicht in

einer Produktionssteigerung liegen, sondern es müssen Zugänge für

alle Menschen zu Nahrung bzw. zu Produktionsmitteln geschaffen

werden.

 

Der KLJB fordert daher von Politik, Wirtschaft und Landwirtschaft,

aber auch von der Bevölkerung vor Ort

- Möglichkeiten, die eigene Lebensmittelproduktion vor

Billigimporten und Dumping schützen zu können,

- ein Ende der exportorientierten Produktion und Subvention der EU-Agrarwirtschaft,

- Bäuerinnen und Bauern weltweit den Zugang zu Ressourcen (Land,

Saatgut, Wasser) zu gewährleisten

- sowie ein Bewusstsein für faire Preise und verantwortungsbewussten

Konsum bei Verbraucherinnen und Verbrauchern.

 

Ein Umsetzen dieser Forderungen verheißt nicht nur den hungernden

Menschen im Süden eine Änderung, betont Christian Schärtl: „Mit

dem Konzept der Ernährungssouveränität soll unter anderem die

regionale Nahrungsmittelproduktion verstärkt in den Mittelpunkt

gerückt werden. Lebensmittel sollen dort produziert werden, wo sie

verbraucht werden. Importe dienen als Ergänzung. Bauern und

Bäuerinnen sollen von ihrer Produktion leben können.“ Eine solche

Stärkung der lokalen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung

könnte auch in den ländlichen Regionen Deutschlands Arbeitsplätze

sichern und auch neu schaffen.

 

Die KLJB setzt sich gezielt für die Entwicklung ländlicher Räume ein.

Als Mitglied der Internationalen Katholischen Land- und

Bauernjugendbewegung (MIJARC) nimmt sie dabei nicht nur

ländliche Räume in Deutschland in den Blick, sondern setzt sich

weltweit dafür ein, das Land lebenswert und nachhaltig zu gestalten.

 

Ernährungssouveränität ist das Recht für Völker, Länder und

Ländergruppen, ihre Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu

definieren, um die eigene Bevölkerung mit qualitativer Nahrung zu

versorgen, die ausreichend, gesund und nahrhaft ist sowie den

kulturellen Gegebenheiten entspricht. Schutz vor Dumping muss

möglich sein, negative Auswirkungen gegenüber Drittländern sind zu

vermeiden.

Redaktion: Gabriele Woll, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit