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Freitag, 20. Mai 2005

KLJB-Bundesforum 3/2005

Die KLJB - ein globalisierter Verband. Unter diesem Motto steht die aktuelle Ausgabe des Verbandsmagazins. Im Mittelpunkt steht der vielfältige Einsatz der MIJARC für die Jugend im ländlichen Raum...

Internationale Solidarität und der Blick über die nationalen Grenzen hinaus spielten in der KLJB von Anfang an eine wichtige Rolle.

 

Das Zeitalter der Globalisierung begann für die KLJB spätestens im Jahr 1954 mit der Gründung der MIJARC. Für das Gründungsmitglied KLJB bekam die internationale Arbeit damit eine ganz neue Dimension. Die MIJARC stellt die internationale Ebene der KLJB dar, in Europa und weltweit. KLJB ist also MIJARC.

 

Bedingt durch diese internationale Einbindung sind Themen des Weltverbandes im Verband fest verankert. Welche Themen dies im großen Kritikfeld der Globalisierung sind, legt die gemeinsame Herkunft der Mitglieder fest: Es sind Problematiken, die ländliche Räume und deren Entwicklung betreffen.

 

Unterschiedliche Lebensräume – dieselben Fragen

Gesprächsthemen im weiten Feld der Globalisierungskritik gibt es für Jugendliche, die in ländlichen Gegenden leben, genug. Welche Zukunftsperspektiven sind zu erwarten, wenn man auf dem Land bleibt? Wie können diese gestaltet werden? Oder ist es besser, sich dem Strom der in die Städte Abwandernden anzuschließen?

 

Fragen wie diese stellen sich weltweit, in Deutschland genauso wie in Indien oder Rumänien. Auch wenn politische Hintergründe und Lebensräume auf den ersten Blick verschieden sind, lassen sich doch auch Gemeinsamkeiten erkennen und konkrete Gestaltungsmöglichkeiten erarbeiten.

 

Globalisierte Profitgier auf Kosten der Menschen

Zukunftsperspektiven sind eng verbunden mit dem Vorhandensein von adäquaten Arbeitsplätzen bzw. der Möglichkeit, Landwirtschaft betreiben und davon leben zu können. Dies wiederum ist nicht nur abhängig von lokalen Gegebenheiten, sondern hier spielen globale Einflüsse eine wichtige Rolle. Durch die zunehmende Liberalisierung von Handel und Wirtschaft weltweit werden lokale Märkte durch transnationale Konzerne und durch die Politik von internationalen Institutionen wie Weltbank, WTO oder IWF stark beeinflusst. Regionale Strukturen und Märkte für ProduzentInnen vor Ort werden zerstört durch Importe von Nahrungsmittelüberschüssen aus Industrieländern. Diese Importe müssen dank Regelungen innerhalb der WTO oder vom IWF verordneter Strukturanpassungsprogramme zugelassen werden. Transnationale Konzerne bekommen durch die fortschreitende Liberalisierung die Möglichkeit, ihre Produktion so zu verlagern, dass sie immer billiger produzieren können. Diese billigere Produktion geschieht allerdings auf Kosten von sinkenden Arbeitsstandards, die sich u.a. durch Niedrigstlöhne und sehr fragwürdige Arbeitsbedingungen auszeichnen. Jugendliche sind von den Auswirkungen besonders betroffen. Für sie ist es schwieriger, eine Existenz aufzubauen, beispielsweise, weil es für sie kaum möglich ist, Kredite aufzunehmen oder Land zu pachten.

 

MIJARC fordert gerechte und nachhaltige Maßstäbe für Globalisierung

Während der MIJARC-Weltversammlung im Sommer 2004 in Deutschland beschäftigten sich ca. 80 Jugendliche damit, wie eine weltweite ländliche Entwicklung aussehen sollte. Mit in die Diskussion flossen Erfahrungen ein, die sie aus ihren Heimatländern mitbrachten, aber auch solche, die sie auf der MIJARC-neu-LANDTour durch 15 Diözesanverbände der KLJB gewinnen konnten.

 

Um nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen und eine gerechte globalisierte Welt zu erreichen, ist es nötig, auch in kleineren Räumen zu denken und Ländern bzw. Regionen eine eigene Gestaltungssouveränität zuzugestehen.

 

In der MIJARC wird Globalisierung persönlich erlebbar

In einem globalen Verband kann eine ideale Verknüpfung von unterschiedlichen Erfahrungen und politischer Arbeit geschehen. Mitglieder der KLJB treffen andere MIJARC-Mitglieder im Rahmen von Partnerschaften, bei Seminaren wie dem Trinationalen Seminar zur EU-Agrarreform oder auch bei der 2004 in Deutschland stattgefundenen Weltversammlung. So sind Auswirkungen von Globalisierung direkt erlebbar.

 

Aus scheinbar gleichen Anknüpfungspunkten ergeben sich rege Diskussionen, die zur Meinungsbildung beitragen. Zudem rücken durch die persönliche Betroffenheit von "bekannten" Themen wie Globalisierung und internationale Politik näher in den Lebensmittelpunkt der Jugendlichen. So bekommt z.B. die sog. Visa-Affäre eine ganz andere Dimension, wenn ein Partnerschaftsbesuch an verweigerten Visa scheitert.

 

"Internationale Arbeit" ist nicht nur ein Themenfeld der KLJB, sie durchzieht das gesamte Handeln, die Diskussion über globale Auswirkungen darf bei keiner Aktion fehlen.

 

Die Weltversammlung hat in der KLJB das Gefühl verstärkt, Teil eines globalen Verbandes zu sein. Dieses Gefühl muss bewahrt werden und in die alltägliche Arbeit einfließen. Und dass das "MIJARC-Fieber" weiterhin in der KLJB lodert, dafür werden hoffentlich noch viele Begegnungen und Erlebnisse sorgen, bei Partnerschaftsbesuchen oder auch beim global village auf dem Weltjugendtag!

 

Heike Voggenthaler

Referentin für Internationale Entwicklung