HOME  |  SERVICE  |  Newsarchiv  |  2005
Dienstag, 05. April 2005

Bundesseelsorgerin Dr. Birgit Hoyer scheidet nach 7jähriger Amtszeit aus

Erste Laientheologin in geistlichem Führungsamt - Mit ihrer Amtseinführung als Bundesseelsorgerin der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im August 1998 beschritt die Jugendpastoral in Deutschland neue Wege...

Erste Laientheologin in geistlichem Führungsamt

Bad Honnef, 05.04.2004. Ihre Amtseinführung als Bundesseelsorgerin der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) hatte im August 1998 für beträchtliches Aufsehen erregt: Als erste Laientheologin hatte die promovierte Bamberger Theologin Dr. Birgit Hoyer damals ein geistliches Leitungsamt in einem katholischen Jugendverband übernommen. Möglich war dies, weil die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) im Herbst 1997 auch Laien den Weg in geistliche Leitungsämter in Jugendverbänden geöffnet hatte. Knapp ein halbes Jahr später, am 8. März 1997, wurde Dr. Birgit Hoyer in das Amt der Bundesseelsorgerin der KLJB gewählt und schloss damit die 14jährige Vakanz dieser Stelle.

 

Für Diskussionen sorgte dabei schon allein die offizielle Bezeichnung. Denn während die Bischofskonferenz die Bezeichnung "geistliche Leitung" allein Priestern vorbehält und Laien lediglich eine "geistliche Begleitung" zugesteht, argumentiert Dr. Birgit Hoyer, dass dieses Amt gerade auf Bundesebene wesentlich mehr umfasse als die bloße geistliche Begleitung und im Wesentlichen ein politisches und kirchenpolitisches Führungsamt sei. "Das ist ja gerade das Sinnvolle, dass hier das Geistlich-Spirituelle, die Werteebene, zusammenspielt mit der Führung – im politischen wie organisatorischen Sinn. Das ist ein Modellprojekt für kirchliche Leitungsposition", resümiert Dr. Hoyer.

 

Im Bereich der Liturgie dagegen erfuhr Dr. Birgit Hoyer es bisweilen auch als anspornend, als Laiin an manche Rituale und liturgische Formen gar nicht erst anknüpfen zu können. Dadurch musste sie zwar einerseits auf manche liturgische Handlung verzichten, konnte aber andererseits auch immer wieder neu entscheiden, was für welchen Anlass angemessen und jugendgerecht war und wie sich Manches vielleicht auch in neuen Formen ausdrücken ließ.

 

Seit sieben Jahren bewegt sich Dr. Birgit Hoyer in einer Männerdomäne; doch sie ist überzeugt: "Ich gehe an die meisten Aufgaben nicht anders ran als ein Mann, aber ich glaube, dass ich anders betrachtet werde." So stieß allein ihre Präsenz immer wieder zum Nachdenken an. Dr. Hoyer erinnert sich noch gut an den Festgottesdienst zum 50jährigen Bestehen des Diözesanverbandes Regensburg im Jahr 1999: "Ich war die einzige Frau im Altarraum, umgeben von mindestens 12 Priestern, und ich saß auf dem Abtstuhl der Klosterkirche Windberg. Also ständig anschaubar für alle, und wurde dann zur Kommunionausteilung mit rein genommen in den Kreis am Altar. Ich denke, solche Erlebnisse lassen die Leute nachfragen: Wer hat welche Funktion und warum eigentlich? Einfach dadurch, dass ich als Frau da war, hab ich viel in Frage gestellt – allein durch meine Anwesenheit."

 

Mit der Gründung des "Bundesarbeitskreis Pastoral auf dem Land" (BAK PauL) 2001 stellte Dr. Hoyer die spirituelle Arbeit im Verband auf breitere Füße: "Die Jugendlichen sind die Subjekte von Pastoral, deshalb ist das ist nicht ausschließlich Sache der geistlichen Leitung, sondern geht alle an." Eingebunden in den Bundesvorstand der KLJB entwickelte Dr. Birgit Hoyer die "neu-LAND"-Kampagne mit, die Jugendliche zur Mitgestaltung des eigenen ländlichen Lebensraumes ermutigte. Bei dieser Kampagne erlebte sie beispielhaft für die gesamte Verbandsarbeit, wie viel Potential in ländlichen Regionen steckt – aber auch, wie wichtig sowohl kirchliches wie auch gesellschaftliches Engagement auf dem Land ist. "neu-LAND fordert auch die Kirche auf, das Land neu zu entdecken und aufzuwerten. Denn Landpastoral ist keine Nischenpastoral. Hier brennen Fragen, die die gesamte Kirche betreffen.", erläutert Dr. Hoyer.

 

Entsprechend sieht sie die Landpastoral beträchtlichen Herausforderungen gegenüber: "Um Glauben zu erleben, brauchen die Landjugendlichen Menschen, mit denen sie reden, an denen sie sich reiben können und die ihnen Vorbild sind. Sie brauchen Orte und Diskussionen." Dies alles zu finden, sei für die Jugendlichen auf dem Land zunehmend schwierig, zumal viele ständig auf der Grenze zwischen Stadtund Landleben hin und her wandern. "Da braucht es langfristige Begleiter, die die Lebenswelt der Jugendlichen verstehen. In Zeiten fehlender religiöser Infrastruktur finden sie solche Menschen oft nur noch im Verband", betont Dr. Hoyer die Rolle der Verbände.

 

Sie selbst leitet seit dem 1. April 2005 ein Graduiertenkolleg zum Thema "Wahrnehmung von Geschlechterdifferenz in religiösen Symbolsystemen" an der Universität Würzburg und sich selbst bei Prof. Rainer Bucher / Graz zum Thema Landpastoral habilitieren.

 

Für die Katholische Landjugendbewegung organisiert Dr. Hoyer noch das nächste landpastorale Symposium "neu-LAND-Kirche" im Februar 2006.

Redaktion: Gabriele Woll, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit