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Montag, 19. Januar 2004

Land sucht Leute

Menschen werden auf dem Land Mangelware - Land für Jugendliche und Frauen unattraktiv - Bevölkerungsrückgang war Thema des Landjugendforums der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands und der Bundesarbeitsgemeinschaft evangelische Jugend im ländlichen Raum auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin mehr

Menschen werden auf dem Land Mangelware - Land für Jugendliche und Frauen unattraktiv - Bevölkerungsrückgang war Thema des Landjugendforums der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands und der Bundesarbeitsgemeinschaft evangelische Jugend im ländlichen Raum auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin

 

Bad Honnef/Berlin, 20. Januar 2004: Die Dramatik des Bevölkerungsrückgangs in Deutschland konzentriert sich in der gesellschaftlichen Diskussion auf die Rente. Die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) und die Bundesarbeitsgemeinschaft evangelische Jugend im ländlichen Raum (BAG ejl) stellten sich dem Zukunftsszenarium "leerer ländlicher Räume" und diskutieren mit 200 Landjugendlichen und Experten aus Kommunalpolitik, Wissenschaft und Wirtschaft die Perspektiven ländlicher Räume unter dem Motto "Land sucht Leute" auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin.

 

Bereits heute betroffen von den Auswirkungen der demographischen Entwicklung sind periphere, schlecht angebundene Gebiete, führte Hauptreferent Michael John vom BASIS-Institut Bamberg aus. Die Geburtenrate liegt in Deutschland bei knapp 1,4 Kindern pro Frau. Die statistischen Werte machen deutlich, dass Menschen in ganz Deutschland zur Mangelware werden.

 

Konsequenzen für Landleute wie Lösungsversuche kamen im Landjugendforum auf den Tisch. Dem Rückzug des Einzelhandels tritt Bürgermeister Marcus Dietrich aus Baden Württemberg mit Werbekampagnen entgegen. Er will die BürgerInnen mobilisieren, mit ihrer Kaufkraft die eigene Gemeinde zu stärken, damit die Bäckerei und der Metzger im Dorf bleiben. Barbara Becker, Unternehmensberaterin in Oberfranken machte die unterschiedlichen Realitäten von Männern und Frauen deutlich. In der Regel sind es Frauen, die in der Mittagspause vom Arbeitsplatz mit ihren Kindern telefonieren und nachhören, ob alles zuhause in Ordnung, die Hausaufgaben gemacht, die Nachbarin zur Unterstützung da sei. Unter diesen Bedingungen brauche nicht über die Erhöhung der Geburtenrate diskutiert werden. Das Land brauche Kinder- und Frauenfreundlichkeit und eine andere Form von Männerfreundlichkeit, forderte die Unternehmensberaterin, die mit ihrer Familie im Drei-Generationen-Haushalt auf dem Land lebt.

 

Michael John vom Bamberger BASIS-Institut mahnte an, die schlauen, hochgebildeten Frauen auf dem Land nicht ziehen zu lassen und ihnen mit der Vereinbarkeit von Familie und Beruf Bleibeperspektiven zu eröffnen.

 

Die Gefahr der Überforderung mit hochgesteckten Erwartungen an Jugendliche sah Dieter Müller, KLJB-Diözesanvorsitzender aus Osnabrück. "Junge Leute haben oft eine 50-60 Stunden Woche, sollen sich politisch engagieren, müssen mobil sein und nebenbei sollen sie auch noch eine Familie gründen." Für die Zukunft ländlicher Räume brauche es deshalb die Vernetzung und das Projektengagement aller Akteure über politische, Alters- und Rollengrenzen hinweg, resümierten die Bundesvorsitzenden der beiden Verbände Dr.Birgit Hoyer (KLJB) und Manfred Walter (BAG ejl).

 

Die KLJB ist ein Jugendverband mit 70.000 Mitgliedern. Sie vertritt die Interessen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im ländlichen Raum.

Redaktion: Gabriele Kiefer, Pressereferentin