Der Charme der Scholle
Lokal gehandelt, global gedacht: Die Katholische Landjugendbewegung und das Aktionsbündnis Tag der Regionen präsentierten anlässlich einer Weltkonferenz der Katholischen Landjugend in Hardehausen "neu-LAND" und warben für den Regionentagfileadmin/kljb/images/rest/tagderregionen1a.jpgLokal gehandelt, global gedacht: Die Katholische Landjugendbewegung und das Aktionsbündnis Tag der Regionen präsentierten anlässlich einer Weltkonferenz der Katholischen Landjugend in Hardehausen "neu-LAND" und warben für den Regionentag
Hardehausen/Bad Honnef-Rhöndorf, 19. August 2004: Sie hatten die Welt zu Gast und präsentierten ihr den Charme der Scholle: Die Katholische Landjugendbewegung (KLJB) und das Aktionsbündnis Tag der Regionen baten am Donnerstag im Jugendhaus Hardehausen bei Warburg (Nordrhein-Westfalen) zur Pressekonferenz mit NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn und Detmolds Regierungspräsident Andreas Wiebe. Thema: fileadmin/kljb/images/rest/tagderregionen2a.jpg"Globalisierung und regionale Wirtschaftsstrukturen". Das Spannungsfeld zwischen weltweitem Wirtschaften und der Ökonomie vor Ort ist auch der Inhalt einer erfolgreichen Kampagne, die von der KLJB im Oktober 2003 initiiert worden war. Unter dem Titel "neu-LAND.de - hier wird gebaut" haben junge Leute landauf, landab in kleinräumigen Strukturen Großartiges geleistet. Die Ergebnisse des pfiffigen Projekts wurden jetzt in Hardehausen vorgestellt. Die Präsentation war Teil der diesjährigen Weltkonferenz der in 40 Ländern vertretenen Katholischen Landjugend. Gleichzeitig nutzte die KLJB das Ereignis, um gemeinsam mit dem Aktionsbündnis für den Tag der Regionen zu werben. Dieser findet am 3. Oktober 2004 bundesweit unter dem Motto "Nachbar wir brauchen UNS!" statt.
Kreative Kommune
"Wenn es um regionale Wirtschaftsstrukturen geht, können wir auf die Jugend nicht verzichten", stellte Elmar Schäfer, KLJB-Bundesvorsitzender, in seiner Einführung klar. Und machte deutlich, dass bei der Jugend - trotz World Wide Web - die Parzelle punktet. Bundesweit hatten sich 130 Jugendgruppen mit Verve und Vergnügen an der Aktion "neu-LAND.de" beteiligt. Die "Selbstinszenierung von Jugendlichen im Dorf" (Schäfer) geriet dabei nicht zur Nabelschau, sondern rückte die kreative Kommune in den Focus. Dazu hatten sich die einzelnen Gruppen ein Stück Land im Dorf organisiert, das sie ein Jahr lang nach eigenen Vorstellungen nutzen konnten. Im Diözesanverband Trier pflanzten die jungen Leute einen deutsch-französischen Friedenswald, in Waltrop legten sie ein Hanffeld an; sie errichteten Barfußparcours, Kaufmannsläden und Kräutergärten. "Unser Ziel ist, politisches und soziales Engagement auf lokaler Ebene zu fördern, ohne das Globale aus den Augen zu verlieren", erklärte Elmar Schäfer. Dazu gehört auch, dass die KLJB Baumwollfarmer in Tansania unterstützt, deren Waren ökologisch unbedenklich sind und hierzulande fair gehandelt werden.
Die Kaufkraft im Dorf lassen
Die Globalität im Blick hatte auch Sven Mindermann, Sprecher des Aktionsbündnisses Tag der Regionen. Er erläuterte den diesjährigen Slogan, bei dem es "um den wirtschaftenden Nachbarn geht." Den zu unterstützen sei das Gebot der Stunde und ein Credo des Regionentages. "Wir müssen den Menschen bewusst machen, dass ihr Einkauf im Center auf der grünen Wiese dazu beiträgt, die Kaufkraft aus dem Dorf abzuziehen und die Innenstädte ausbluten und veröden zu lassen." Diese Wechselwirkung aufzuzeigen, ist ein wichtiges Anliegen des Tages der Regionen. Die Überzeugung der Akteure: Wer sich als Konsument für heimische Lebensmittel entscheidet, entscheidet sich zugleich für Frische und Geschmack. Wer für Dienstleistungen und Handwerker vor Ort votiert, unterstützt kurze Transportwege und erhält im Gegenzug individuelle Lösungen, die langlebiger sind als Standardhilfen und Wegwerfprodukte.
Auch NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn machte sich für das lokale Wirtschaften stark: "Am Tag der Regionen gibt es mittlerweile vielfältige Aktivitäten, das ist ein gutes Beispiel zur Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe insbesondere im ländlichen Raum. Aber es ist auch ein Gewinn für die Verbraucherinnen und Verbraucher."
Starke Lobby für regionale Wirtschaft
Knapp 700 Initiativen hatten 2003 deutschlandweit den Tag der Regionen gestaltet, diese Zahl hofft das Aktionsbündnis 2004 noch zu toppen.
Die Zentralveranstaltung findet am Wochenende, 2. und 3. Oktober, in Verbindung mit dem ersten Flämingmarkt in Görzke (Landkreis Potsdam-Mittelmark) statt. Der Markt ist als schillernde Schau mit regionalen Händlern, Handwerkern und Produzenten geplant, kommunale Kultur inklusive. Politiker und Journalisten (u.a. Brandenburgs Umweltminister Wolfgang Birthler und der Feuilleton-Chef der Welt, Eckhard Fuhr) diskutieren über "Die Verantwortung der VerbraucherInnen für den ländlichen Raum".
Konkret als Wirtschaftsfaktor erfahrbar wird die Region durch eine Radtour, die von Potsdam nach Görzke führt. Die ca. 70 Kilometer lange Tour orientiert sich am Europaweg R1 und führt zu Produzenten und Direktvermarktern, die mit ihren Gütern den regionalen Warenkorb bestücken. Wer die komplette Strecke scheut, kann auch auf einer der Etappen einsteigen. Gegen 15 Uhr wird die Radlergruppe mit ihrem gut gefüllten Korb in Görzke eintreffen, wo die Erzeugnisse versteigert werden.
Diese Tour erinnert an den bereits legendären Auftakt zum Tag der Regionen, der 1998 als lokal begrenztes Projekt ambitionierter Regionalförderer an den Start gegangen ist. Als der Feuchtwanger Verein "Artenreiches Land - Lebenswerte Stadt" (Bayern) gemeinsam mit Umweltgruppen, Landwirten und der Kirche am 2. Mai 1998 einen alten Handwerkerweg reaktivierte, hatte wohl niemand damit gerechnet, dass dies die Initialzündung für ein Ereignis mit Breitenwirkung sein würde. Längs des Weges, der von Füssen bis Bremerhaven führt, hatten die Aktivisten für lokale Dienstleistungen geworben und Produkte aus der Region gelagert, von der einzigartigen Kartoffel bis zum unverwechselbaren Bier. Wegen der großen Resonanz holten die Koordinatoren weitere Länder ins Boot, 2001 kam Niedersachsen hinzu, seit 2002 findet der Tag der Regionen bundesweit statt. Im Aktionsbündnis, das unter der Schirmherrschaft von Verbraucherschutzministerin Renate Künast steht, sind zurzeit 32 Organisationen aktiv. Ihr Ziel: Eine starke Lobby für die regionale Wirtschaft zu bilden und zugleich deren überregionale Vernetzung zu fördern. Auf der Basis eines Erlebnistages sollen die Menschen mit heimischen Gütern vertraut gemacht werden. Phantasie und Spaß sind die Motoren, die den Tag der Regionen lebendig halten. Damit das so bleibt, wird es auch in diesem Jahr rund um den Erntedanksonntag eine breite Palette von Angeboten geben.
Rote Rosen
Im Raum Stuttgart wird ein regionaler Genießertag ausgerufen, an dem sich 130 "Schmecke-den-Süden-Betriebe" mit Menüs und Buffets beteiligen. Die gesamte Altstadt Tübingens kommt als Regionalmarkt daher. Erzeuger, Veredler und Gastronomen zeigen, wie reich die Tafel der Region gedeckt ist.
Die "bauteilbörse" in Bremen lädt zum Hoffest. Motto: "Sparen mit allen Sinnen". Bastler können dort gebrauchte Bauteile erstehen, das Portemonnaie schonen und zur Müllvermeidung beitragen. Blumenfachgeschäfte längs der Unterweser werben für eine korrekte Vermarktung von Schnittblumen. Motto: "Fair und schön: Rote Rosen".
Die Aktionen verdeutlichen einmal mehr den Grundsatz des Regionentages: "... wurzeln in einer globalisierten Welt". Nicht um lokale Abschottung geht es den Akteuren, sondern um ein globales Miteinander, in dem auch die Mini-Parzelle ein Existenzrecht besitzt.
Kontakt- und Info-Adressen:
Elmar Schäfer
Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB)
Drachenfelsstr. 23, 53604 Bad Honnef-Rhöndorf
fon.: 02224-9465-25
fax: 02224-9465-44
Brigitte Hilcher
Aktionsbündnis Tag der Regionen Nord
Zur Specke 4, 34434 Borgentreich
fon.: 05643-948537
fax.: 05643-948803
Gisela Endt
Aktionsbündnis Tag der Regionen Süd
Museumstr. 1, 91555 Feuchtwangen
fon.: 09852-1381
fax.: 09852-615291
bund-sued(at)tag-der-regionen.de
Redaktion: Gabriele Kiefer, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Brigitte Hilcher, Aktionsbündnis Tag der Regionen Nord