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Samstag, 03. August 2002

Full house bei Polittalk der KLJB in Teisendorf

Land braucht Eigeninitiative und kreative Ideen - Energiepolitik und Zukunft des ländlichen Raumes standen im Mittelpunkt - Jugendliche stellten viele Fragen an Politprominenz von Bundes- bis Landesebene - KLJB-Ortsgruppen engagieren sich für Klimaschutz - Kreisverband Dingolfing-Landau erhielt den ersten Preis für 1.200 verkaufte Energiesparlampen - Berninger lud Jugendliche in den Bundestag ein

Land braucht Eigeninitiative und kreative Ideen - Energiepolitik und Zukunft des ländlichen Raumes standen im Mittelpunkt - Jugendliche stellten viele Fragen an Politprominenz von Bundes- bis Landesebene - KLJB-Ortsgruppen engagieren sich für Klimaschutz - Kreisverband Dingolfing-Landau erhielt den ersten Preis für 1.200 verkaufte Energiesparlampen - Berninger lud Jugendliche in den Bundestag ein

 

Bad Honnef/Teisendorf, 3. August 2002: Ohne Eigeninitiative und kreative Ideen ist der ländliche Raum langfristig vom Ausbluten bedroht. Das wurde gestern beim Polittalk "Land mach's mit" zu dem die Katholische Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) VertreterInnen der Parteien und Kirche im Rahmen des Bundestreffens nach Teisendorf in den Poststall geladen hatte. "Politik für den ländlichen Raum muss mehr sein als Agrarpolitik. Zukunftsperspektiven müssen geschaffen, die Soziale Frage in den Blick genommen werden. Jugendliche müssen sehen, wo sie sich engagieren können", sagte Elmar Schäfer, Bundesvorsitzender eines der größten katholischen Landjugendverbände mit 70.000 Mitgliedern.

 

Die Initiativen der Menschen im ländlichen Raum brauchen Unterstützung. "Ihr sollt den Mut haben, in der Region Alternativen zu schaffen", forderte Ludwig Stiegler, der es sich auch in seiner neuen Funktion als SPD-Fraktionsvorsitzender nicht hatte nehmen lassen, die vor Monaten ausgesprochenen Einladung zum KLJB-Polittalk wahrzunehmen. "Es gibt Alternativen im ländlichen Raum", sagte der Politiker. Stiegler ist auf einem Bauernhof in einer Großfamilie groß geworden und hat dort nach eigenen Angaben erlebt, was es heißt, Liebe und Geborgenheit zu erfahren. "Für mich ist der ländliche Raum etwas zum bleiben, nicht zum flüchten. Auf dem Land haben wir einen Auftrag, etwas zu schaffen. Es braucht Kreditprogramme und Eigenkapitalhilfe, um alternative Wege auf dem Land einzuschlagen, Arbeitsplätze zu schaffen und in Zukunft Bevölkerung, Arbeit und Qualität im ländlichen Raum zu verbinden." Auf die Agrarpolitik angesprochen verlangte der waschechte Bayer im roten Pullunder: "Wir müssen Verbraucher und Umwelt in den Blick nehmen, dazwischen muss die bäuerliche Familie auch noch leben können." Die Jugendlichen forderte er auf, die Agrarwende mitzumachen. Neue Berufszweige würden entstehen im Handwerk, dem Heilpflanzenanbau und der Energie.

 

"Die LandwirtInnen müssen belohnt werden, die Natur- und Tierschutzleistungen erbringen", forderte Matthias Berninger, Staatssekretär im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "Die Bürokratie in der Landwirtschaft muss im Sinne der Lebensmittelsicherheit gestaltet werden. Positivlisten für die Futtermittelwirtschaft sind notwendig zum Schutz der BäuerInnen und VerbraucherInnen. Ein Problem dabei ist es, ein Reinheitsgebot in Sachen Futtermittelproduktion in Europa, gegen Länder wie Belgien durchzusetzen". Der Shootingstar der Grünen Partei, der als Nachfolger von Joschka Fischer gehandelt wird, ist in Nordhessen auf dem Land aufgewachsen. "Um etwas zu veränden muss man sich mit den Leuten anlegen", sagte der 31jährige, der mit dem Land Ruhe und die Fähigkeit zu streiten verbindet. In der Agrarpolitik könne man sich über Vieles streiten. "Es gibt sehr viel Handlungsbedarf, der nicht am rein wirtschaftlichen Nutzen orientiert sein darf. In Fragen der Tierhaltung muss im Blick sein, dass die Tiere Mitgeschöpfe sind. Wir haben es geschafft, dass der Tierschutz im Grundgesetz aufgenommen wurde."

 

"Wir haben sehr viel in der Agrarpolitik und im Klimaschutz erreicht", sagte Ruth Paulig, umwelt- und energiepolitische Sprecherin der bayerischen Grünen. "Es gibt super Bundesprogramme, die gerade in Bayern zu fünfzig Prozent wahrgenommen werden. Hier sitzen clevere Leute, die investieren und Arbeitsplätze schaffen." Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben, warb die Landespolitikerin. Zum Schutz des Klimas und zur Reduzierung der Treibhausgase sei die Ökosteuer notwendig. "Bis 2050 müssen 80 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden. Studien belegen, dass dies möglich ist. Die Hälfte des Energieverbrauchs kann reduziert werden und die andere Hälfte durch Biomasse und Erneuerbare Energien abgedeckt werden. Wir brauchen dafür ein Umsteuern, wenn wir uns das bewusst machen, ist das auch Lebensqualität. Wer vorraus denkt und in Erneuerbare Energien investiert arbeitet für die Zukunft und für Arbeitsplätze." Die Meisterin der Provokation lebt auf dem Land und liebt das Land: "Ich muss draußen in der Natur sein können. Nur auf dem Land kann man gut entspannen." Regional einkaufen ist für sie auf dem Land ebenso wichtig wie die Beziehungen: "Man ist mit vielen Leuten vertraut und daheim, das ist für mich Land." Die Politik der Regierungsparteien habe dazu geführt, dass weniger Pkw und mehr Bus und Bahn gefahren werde. Dieser bundesweite Trend von der Straße auf die Schiene, sei in aktuellen Studien belegt. In Sachen Verlagerung des Lastwagenverkehrs auf die Schiene, sei allerdings noch viel Kreativität gefordert. Klar sei auch, dass es ohne das Auto nicht gehe. "Wir brauchen sparsame und leichte Autos, Solarmobile", sagte die Abgeordnete von Bündnis90/Die Grünen.

 

"Wir in Bayern haben drei mal soviel Energie aus Biomasse produziert wie der Bundesdurchschnitt", erklärte Josef Miller, Staatsminister im bayerischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. "In einem Jahr brauchen wir Energie, die in 500 Millionen Jahren gewachsen ist. Ein Umdenken ist dringend angesagt," sagt der Landespolitiker, der in der KLJB seine Frau kennengelernt hat. Bayern übernimmt in seinen Augen in Sachen Energiepolitik eine Vorreiterfunktion. "Wir haben bis zu 50 Prozent der Fördermittel ausgeschöpft und früh angefangen, in regenerative Energien zu investieren. Von 100.000 Hektar werden in Bayern 40.000 Hektar Raps als Rohstoff für Erneuerbare Energien angebaut." Der Ex-KLJBler Josef Miller sieht seine Aufgabe darin, dass Menschen auf dem Land Zukunft und Arbeitsplätze haben.

 

Der Mensch steht auch für Pater Manfred Entrich von der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz im Mittelpunkt. Er ist der einzige Podiumsteilnehmer, der nicht auf dem Land aufgewachsen ist und seine erste Begegnung mit einer Kuh nach dem Krieg bei der Kinder-Landverschickung am Bodensee hatte. "Ich bewege mich normalerweise auf Asphalt. Wenn ich auf´s Land komme, genieße ich es, den Geruch von frischer Erde einzuatmen. Dazu lege ich mich gern auf den Boden ", sagte der 68jährige mit dem schneeweißen Haar. Zu den aktuellen Futtermittelskandalen, BSE und Bonusmeilen wünschte er, dass die Verantwortichen im ländlichen Raum die ersten Kapitel des Alten Testamentes der Bibel lesen sollten, um zu verstehen, "dass wir die Schöpfung aus Gottes Hand bekommen haben". Das könne helfen, politisch zu unterscheiden, was Einzelsünde und kriminelles Handeln sei. Perspektivisch soll der ländliche Raum nicht die Funktion der Aborigines in Australien erhalten, denen der Lebensraum entzogen und die Eigenständigkeit aberkannt wurde.

 

"Das Höfesterben darf nicht weitergehen. Bäuerliche Familienbetriebe müssen erhalten werden", forderte auch Rudi Zieglmayer, Wählergemeinschaft "Die Landjugend", im landkreis Landshut. Er ist in der Gemeinde Hohentann im Kreistag tätig und macht das Motto "Land mach´s mit" handgreiflich. "Wer im Dorf Verantwortung übernimmt und Initiative ergreift, entwickelt Persönlichkeit", erklärt der Landjugendliche. Das trifft auf die vielen KLJB-Ortsgruppen zu, die sich bundesweit für Zukunftsperspektiven im ländlichen Raum einsetzen und Verantwortung für die Schöpfung übernehmen.

 

Beispielhaft ist auch die Leistung der ersten drei Siegergruppen des Wettbewerbs der KLJB-Energiekampagne 10000plus. Von insgesamt 6.000 seit Oktober 2001 verkauften Energiesparlampen höchster Qualität, haben sie gemeinsam 2.500 unter's Volk gebracht und so für den Klimaschutz geworben. Die Politikerinnen der Talkrunde gratulierten den Jugendlichen und übergaben die Preise. Der erste Preis ging an den KLJB-Kreisverband Dingolfing Landau aus dem Diözesanverband Regensburg. Sie haben seit Oktober 1.200 Energiesparlampen verkauft. Matthias Berninger überreichte den Jugendlichen den Hauptgewinn: eine Wochenende für 20 Personen in Berlin. Er lud die Gewinner zur Besichtigung des Bundestages ein. Der zweite Preis ging an die KLJB-Ortsgruppe Leidenborn aus dem Diözesanverband Trier. Sie erhielten einen CD-Player für den Jugendgruppenraum. 10 öko-faire T-shirts aus dem Landjugendverlag mit dem "Zamma Summer"-Bundestreffenmotiv gingen an die Gewinnergruppe des Dritten Preises: die Ortsgruppe Ringingen aus dem Diözesanverband Rottenburg-Stuttgart.

 

Nähere Informationen gibt es auch auf der KLJB-Homepage unter www.kljb.org. Hier liegen auch Pressefotos unter www.kljb.org/presse/ zum downloaden vor.

 

Auskunft: KLJB-Pressebüro in Teisendorf: 08666/981343

    * Gabriele Kiefer, Pressereferentin

      Telefon: 0179/5377663

    * Christian Schärtl, KLJB-Bundesvorsitzender

      Telefon: 0171/2763786

    * bundestreffen(at)kljb.org

 

Die KLJB ist ein Jugendverband mit 70.000 Mitgliedern. Sie vertritt die Interessen von Jugendlichen im ländlichen Raum und setzt sich für den öko-sozialen Umbau der Gesellschaft, für die Förderung regenerativer Energien und Gerechtigkeit in der Einen Welt ein.

 

Weitere Informationen gibt es unter: www.kljb.org

Redaktion: Gabriele Kiefer, Pressereferentin