HOME  |  SERVICE  |  Newsarchiv  |  2002
Samstag, 12. Januar 2002

Multifunktionalität ist Zukunft der Landwirtschaft Landjugendforum macht deutlich: Landwirte sind zunehmend als Energiewirte gefragt - Subventionen für Landwirtschaft an gesellschaftliche Leistungen binden

Berlin/Bad Honnef, 12. Januar 2002: Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in ihrer Multifunktionalität. Dies wurde beim 29. Landjugendforum der Bundesarbeitsgemeinschaft Evanglische Jugend im ländlichen Raum (BAG ejl) und der Katholischen Landjugendbewegung Deutschlands (KLJB) auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin deutlich. Experten aus Landwirtschaft, Forschung, Naturschutz und Politik diskutierten am Vormittag mit Landjugendlichen und anderen ZuschauerIinnen die verschiedenen Funktionen der Landwirtschaft, insbesondere die gesellschaftlichen Dienstleistungen, die neben der Produktion von Lebensmitteln erfüllt werden.

 

Hans-Bernd Hartmann vom Zentrum Nachwachsende Rohstoffe NRW (Haus Düsse) machte deutlich, dass Erdöl und Kohle künftig nicht mehr in dem Umfang für die Deckung unseres Energiebedarfs eingesetzt werden dürfen. Stattdessen sollte die Landwirtschaft ihre Möglichkeiten der Kohlenstoffbindung nutzen, um zur Energieversorgung beizutragen. Der Bereich Nachwachsende Rohstoffe ist für die Landwirtschaft ein Zukunftsmarkt. Auch Heiner Petersen vom Naturschutzhof Brodowin macht deutlich, wie die Landwirtschaft gesellschaftliche Leistungen für den Naturschutz erbringt. Die Nahrungsmittelproduktion als Aufgabe der Flächenbewirtschaftung steht für ihn weit hinter Wasser-, Boden- und Klimaschutz sowie der Energiegewinnung. Ökologische Leistungen, die von der Landwirtschaft gefordert und bereitgestellt werden, müssen entsprechend honoriert werden. Gyso von Bonin weist als Landwirt und Vertreter der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) darauf hin, dass der Landwirt selbst die Dinge in die Hand nehmen muss. Die BSE Diskussion hat am Beispiel der Eiweissverfütterung gezeigt, dass Ehrlichkeit die beste Möglichkeit ist, um Vertrauen bei den VerbraucherIinnen zu schaffen. Für die Forschung sieht Prof. Dr. Klaus Müller vom Zentrum für Agrarforschung und Landnutzungsforschung (ZALF) in Müncheberg eine Zukunftschance für interdisziplinäre und partizipative Forschungsvorhaben.

 

In der Diskussion wurde deutlich, dass die deutsche Landwirtschaft bei der Tendenz zu Weltmarktpreisen Leistungen für die Gesellschaft nicht umsonst erbringen kann. Gleichzeitig kann aber der Produktpreis auch nicht mit Kosten für gesellschaftliche Leistungen belastet werden. Subventionen für die Landwirtschaft müssen daher an gesellschaftliche Leistungen gebunden werden und nicht an eine Produktion, die ihren Preis auf dem Markt realisieren muss.

 

Elmar Schäfer, Bundesvorsitzender der KLJB, mahnte an, dass Landwirtschaft, die auf hohe Transportleistungen für ihre Produkte setzt, nicht nachhaltig ist. Die meisten landwirtschaft-lichen Produkte werden in der europäischen Union und nicht auf dem Weltmarkt vermarktet. Es ist mit der Mitgeschöpflichkeit des Tieres nicht vereinbar, je nach Marktlage Tiere quer durch Europa immer dorthin zu transportieren, wo es einige Cent mehr pro Kilo Fleisch gibt. Am Ende der Veranstaltung standen Forderung nach einer Landwirtschaft, die die Naturkreisläufe beachtet, die die Menschen braucht, die Arbeitsplätze schafft, die Freizeitgestaltung auf dem Land ermöglicht und die sich in einen weltweiten Zusammenhang eingebunden weiß.

Redaktion: Gabriele Kiefer, KLJB-Pressereferentin

Ute Rönnebeck, Agrarreferat BAG ejl